„Es war ja ein einziger Kübel von Dreck, der auf dieses Museum, auf mich, die Stadt Köln gekippt wurde, weil irgendwie alles falsch war. Es war so irrational, was da gelaufen ist.“ (Siegfried Gohr über seine Zeit als Direktor des Museum Ludwig 1985 – 1991) AudioarchivKunst · Siegfried Gohr
Mitte der 1980er Jahre gibt sich Köln in Sachen Kunst selbstbewusst und krönt sich mit dem neu erbauten Museum Ludwig zur selbsternannten „Museumsstadt von weiterlesen
Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Max Ernst: Die Schriften“ im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König (636 Seiten, 48,- €)
Er war der große Weltgewandte, der Kosmopolit, der Polyglott des Surrealismus, der König der Vögel, Loplop war er: Max Ernst, der, anders als Dali im besten Sinne megaloman, so ungemein fleißige Erschaffer surrealer Welten. Wie sich jetzt nicht ganz überraschend zeigt, hat Ernst weit über die Rahmung seiner Bilder hinausgedacht. Als Lyriker, Rezensent, surrealistischer Genre-Denker weiterlesen
„Die ersten Fotos in Farbe, die ich bei Richter gemacht habe, das ist mein Masterpiece! Er steht vor dem Schwarzweißbild, die Farbe läuft runter. (…) Diese Fotos habe ich 40 Jahre nicht veröffentlicht. Jeder der sehen kann, sieht, dass das das Beste ist. Das Beste zuletzt.“
AudioarchivKunst · Erika Kiffl
Erika Kiffl besucht Gerhard Richter 1967 in seinem Atelier im Fürstenwall in Düsseldorf und fotografiert ihn bei der Arbeit. Diese besonderen Porträts hält weiterlesen
„Für seriöse Kritiker war das der letzte Dreck, was wir machten. ‚Mülleimer-Freiheit’. Ich habe mal gesagt, Nichtskönnen ist die Voraussetzung für Können. Das muss erstmal jemand schaffen, etwas nicht zu können. Das Schlimmste ist Mittelmaß, immer, und auf der Basis des Nichtskönnens kann ich wunderbar arbeiten.“
AudioarchivKunst · Peter Bömmels
Peter Bömmels studierte von 1970 bis 1976 Soziologie, Politik und Pädagogik an der Universität Köln. Bekannt als Künstler wurde er durch seine zeichenhaften weiterlesen
Mark von Schlegell on Julia Scher „Maximum Security Society“ at Kunsthalle Zürich (8.10.22–15.1.23)
„Many kinds of surveillance once found only in high security military and prison settings are seeping into the society at large. Are we moving toward becoming a maximum security society where ever more of our behavior is known and subject to control?“ Gary T. Marx, „Surveillance and Society,“ Encyclopedia of Social Theory, 2005.
The timing of Maximum Security Society, Cologne-based artist Julia weiterlesen
Andreas Richartz über ein Skulpturen-Ensemble für Mönchengladbach im Programm Neue Auftraggeber. Eine Kooperation der Kunststiftung im Museum Abteiberg mit dem Stiftischen Humanistischen Gymnasium und dem Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V.
Partizipation ist einer der Schlüsselbegriffe unserer Sozialsysteme. Ihre Umsetzung gestaltet sich nicht immer einfach. Ihre kulturpolitische Strahlkraft (ganz zu schweigen von ihrer wohlfahrtspolitischen) ist nicht erst seit Corona in Gefahr. Angesichts sich stetig leerender Kassen liefern alternative kulturelle think tanks Argumentationen für Teilhabe, die das Deflationäre weiterlesen
Christina Irrgang über Alex Wissel „Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat“ in der Galerie Nagel Draxler, München, bis 6.9.
Dieser Raum mit Girlande, sich kräuselnder Deutschland-Flaggen-Luftschlange und Bierglas-Imitat auf dem Fensterbrett stellt sich vom Bürgersteig aus gesehen als Schaukasten dar und eröffnet eine Art Bühne. Oder so: Die Bühne ist die aktuelle Ausstellung von Alex Wissel in der Galerie Nagel Draxler in der Münchner Türkenstraße – ein raffiniert-dramaturgisches Setting, das sich unter dem weiterlesen
„Alle diese Zuzüge hatten damit zu tun, dass es ganz schnell klar war, dass in Köln das stattfindet, worum sich die Gegenwartskunst dreht und dass man dabei sein musste, wenn man Gehör finden und sichtbar sein wollte. (Daraus folgte) dass Köln zum Zentrum der zeitgenössischen Kunst wurde und das eigentlich die goldenen Jahre dieser Stadt waren, bis sich 1990 durch die Wiedervereinigung eine andere Richtung ergeben hat, nämlich statt Go West, Go East, nach weiterlesen
„Die Erwartungen und die Klischees den Künstler betreffend haben wir ja von vorne bis hinten in Frage gestellt, da musste man nicht mehr gegen an arbeiten. Das war von Anfang an auf den Kopf gestellt. Ich wollte keine Kunstkarriere machen. Ich weiß nicht, was ich wollte, aber auf jeden Fall habe ich alles abgelehnt, nicht nur die Kunst.“
„Neue Wilde“ – so nannte sich eine Kunstbewegung in den 80er Jahren. Künstler in Berlin, Hamburg weiterlesen
Oliver Tepel über „Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker“, im Kunstpalast, Düsseldorf, verlängert bis 24.5.21
Draußen zauberte klares Winterlicht glitzernde Akzente auf den grauen Rhein. Drinnen plante man seine Bewegungen im Fluss der abgezählten Besucher und ihren individuellen Verweildauern vor den Werken noch genauer, als man es sonst schon tut. Fast tänzerisch, wenngleich ungeübt ob der ungewohnten Situation hielt man Distanz zueinander, weniger zur Kunst. Unbeholfene Bewegungen vor technisch ausgefeilten Bildern – Bildern weiterlesen
Christina Irrgang über „Sarah Kürten – under the illusion of structureless splendor“ in der Galerie Max Mayer, Düsseldorf, bis 9.1.21
Die pandemischen Zeiten haben vielen Menschen ein intensiveres Innehalten abverlangt. Im besseren Fall hat dies nicht zu radikalen destruktiven Brüchen geführt, sondern zu einer Innenschau mit der katalytischen Bereitschaft, eine größere Verletzbarkeit zuzulassen. Sich verletzbar zu zeigen heißt, anderen einen Zugang zu den Gedanken und Handlungen zu gewähren, die zuvor größtenteils von den Masken weiterlesen
Uta M. Reindl über „Hanne Darboven. Der Regenmacher“ im MKM-Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, Eröffnung abhängig von den aktuellen Beschränkungen für Museen, Laufzeit bis 21.3.21
Im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM), bekannt für vielfältige, meist unmittelbar ansprechende Malerei -und Skulpturenausstellungen mit Blick auf den Innenhafen Duisburgs, mag nun der Schreib-und Bildkosmos von Hanna Darboven in einigen Sälen des Hauses den einen oder anderen Betrachter vielleicht etwas ratlos innehalten lassen. Die Wände der Räume überzieht weiterlesen
„An einem Morgen im Oktober sah ich von der Ratingerstraße aus in den Eiskellerberg 15 Einsatzwagen von der Polizei einbiegen. Beuys sagte: ‚keinerlei Gewalt’. Wir gehen hier ganz ruhig raus, so wie wir reingegangen sind. Der Beuys saß in der Ecke und las Platos ‚Der Staat’.“
Am 10. Oktober 1972 kündigte Johannes Rau, damals Minister von Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen, dem Kunstprofessor Joseph Beuys. Als der seinen Posten nicht einfach räumen wollte, schickte weiterlesen
„Wir lebten in Düsseldorf von den belgischen Sammlern, die wöchentlich kamen mit ihrem Porsche und der Einkaufstüte. Und da waren wir das Einwickelpapier für die Naumans und Carl Andres, die hier europaweit vertrieben wurden durch den Konrad Fischer. Und der sagte: ‚Hier, guck mal, der ist gut.“
Thomas Schütte kam im richtigen Moment nach Düsseldorf. 1973 reichte er seine Mappe mit Zeichnungen an der Kunstakademie ein und wurde sofort aufgenommen. Der 1954 in Oldenburg weiterlesen
„Als es hieß, ich sollte das übernehmen, sagte der FAZ-Herausgeber: ‚Was? Ich bin Barone und Herren gewöhnt!’ Das war erst schwierig als zerlumpter Student, der gerade von der Uni gekommen ist. Ich hatte dann den Ehrgeiz, möglichst viele Kritiker an das Blatt zu binden, auch international. So fand ich Georg Jappe für Köln, Werner Spies für Paris, Strelow für Düsseldorf. (…) Die sollten Herren ihrer Royaume sein.“
Als Eduard Beaucamp 1966 zum Leiter des weiterlesen
Sabine Elsa Müller über freshtest 6.0 im Kunstverein Koelnberg, Köln, bis 27.9.20
Bei der mittlerweile 6. Auflage seiner freshtest-Ausstellungsreihe hat sich Friedhelm Falke, Initiator und in Köln ansässiger Maler, Verstärkung in Person des Kunsthistorikers Michael Schneider geholt. Der setzt auf Frischluftzufuhr durch Expansion und holt externe Künstlerinnen und Künstler hinzu, die gleichwohl in enger Verbindung zu Köln stehen. Und auch für die einzelnen Exponate lässt sich ein Drang zur Ausweitung der Grenzen feststellen. Das weiterlesen
Uta M. Reindl über „KÖLNSKULPTUR #10: Übernatur – Natural Takeover“, 1. August 2020 bis 31. Juli 2022
In diesen ökologisch wirren Zeiten überrascht es kaum, wenn sich Künstler und Ausstellungen mit der Natur, dem Menschen im Umgang mit ihr befassen. Aktuell häufig im Kölner Raum: Die Galerie Parrotta Contemporary Art setzt mit Werken verschiedener Künstlergenerationen die „Poesie des Gärtnerns“, so der Ausstellungstitel, in Szene. Interventionen von „KUNSTHONIG“ , kuratiert von Jochen Heufelder, der sich seit weiterlesen
„Die haben ja hier gemalt. Und als ich zurück kam, haben sie wieder gemalt. Das war Horror. Und vor vierzig Jahren habe ich das schon gar nicht verstanden. Ich dachte, jetzt sind wir doch eigentlich weiter.“
Mit seinen Schnappschüssen der rheinischen Bohème um Sigmar Polke, Blinky Palermo, Michael Buthe, C.O. Paeffgen und Isa Genzken bewirbt sich Klaus vom Bruch Mitte der 1970er Jahre am California Institute of the Arts und studiert dort Konzeptkunst bei weiterlesen
Uta M. Reindl über „Charlotte Posenenske: Work in Progress“ im K20, Düsseldorf, bis 2.8.20
Einen geradezu theatralischen Auftritt haben im Klee-Saal von K20 Wellpappe-Skulpturen in Gestalt von Lüftungsrohren. Diese im Licht der symmetrisch installierten Deckenbeleuchtung streng choreographierte Werkgruppe trägt dazu noch den wenig poetischen Titel „Vierkantrohre Serie D“ und „Vierkantrohre Serie DW“ (1967). Unübersehbar mit Gebrauchsgegenständen aus der Bauwelt assoziierbar und auch in galvanisiertem Stahlblech variiert, dürfte diese skulpturale Arbeit aus modularen Vierkantrohren ein Markenzeichen weiterlesen
Uta M. Reindl über „degree_show_out of KHM“ im KIT, Düsseldorf, 16.2. bis 21.6.2020
Ungeahnte Brisanz haben die Exponate am Ende des Rundgangs in dem sich verjüngenden Abschnitt des unterirdischen Ausstellungsraumes KIT. So mag der eine oder andere bei der Klanginstallation von Kerstin Ergenzinger (*1975) an hierzulande düsteren Aussichten auf einen erneut trockenen Sommers denken, bei der Wahrnehmung dieses in Trommelsound übersetzte Getröpfel eines ersehnten Regenschauers. Eine Klangwolke rieselt oder tröpfelt da förmlich aus den unter weiterlesen
Ellen Wagner über „Floraphilia. Revolution of plants“ in der Temporary Gallery, Köln, 7.3. – 7.6.2020 und „Survival of the Fittest. Zum Verhältnis von Natur und Hightech in der zeitgenössischen Kunst“ im Kunstpalais Erlangen, 29.2. – 24.5.2020
„We had experienced chaos, but only in our desktops“ – mit großen glänzenden Augen verkündet ein niedliches Kätzchen, Staatsoberhaupt der Erde zu sein. Es erläutert, wie die Inkompetenz der Politiker, global vorausschauend zu agieren, dazu geführt hat, dass die weiterlesen
Ellen Wagner über Cosima von Bonin & Claus Richter „Thing 1 Thing 2“ in der Kunsthalle Nürnberg, 15.2.–17.5.2020
Ein Küken, gestopft wie eine Weihnachtsgans, doch etwas weniger festlich, begrüßte noch vor wenigen Wochen Besucher_innen in der Kunsthalle Nürnberg. Auf der cremefarbenen Brust des Plüschtiers prangte ein leicht unappetitlicher Fleck Erbrochenes, als hätte es sich übergessen oder zu viele Achterbahnfahrten zugemutet. Man ahnt: Das wird noch heiter werden, für das Herz-Kreislauf- und Verdauungssystem des ästhetischen weiterlesen
„Köln hatte anderen Regionen gegenüber den Vorteil, dass da angeblich Toleranz herrschte. Es ist aber nicht so, es ist ihnen nur egal. Das ist was anderes als Toleranz. Und ich bin durch Zufall nach Köln gekommen, sondern weil der Hans (Mayer) gesagt hat, du bist doch sowieso Rheinländer, da kommst du viel besser zurecht als im Schwabenland.“
Winfried Reckermann absolvierte eine Automechanikerlehre in Koblenz und lernte durch Zufall in Esslingen Hans Mayer kennen, mit weiterlesen
„1972 begann meine Korrespondenz mit Ben Vautier und Wolf Vostell. Mail Art war das optimale Medium, frei zu sein. So konnte ich den Eisernen Vorhang überwinden.“
Die Entdeckung der Mail Art war für Endre Tót, geboren 1937 in Ungarn, eine Art Rettung. So gelang es ihm, die Zensur während des Kalten Krieges zu umgehen, und die Kommunikation mit Künstlern der ganzen Welt aufzunehmen.
Eigentlich startete Endre Tót seine Karriere aber als informeller Maler. Eine weiterlesen
„Den Begriff Art Consultant fand ich immer furchtbar, das war so amerikanisch. Kunstberater ist aber auch ein Job, den ich nicht verstanden habe. Ich habe mich immer dazwischen gefühlt. Eigentlich war ich ein Händler. In meiner Seele war viel Händlertum, vielleicht war das am Ende das Problem gewesen, dass ich mich bei dem Albrecht-Thema nicht so richtig aufgehoben gefühlt habe.“
Deutschlands berühmtester Kunstberater saß vier Jahre lang im Gefängnis, weil er wohlhabende Kunden beim Kauf weiterlesen
„Düsseldorf und Köln waren unheimlich wichtige Zentren. Sie konnten beim Schmela oder beim Zwirner eine Tuttle-Ausstellung machen, da wurde was verkauft. Das wurde in New York nicht verkauft. Sie konnten Nauman oder Sol Lewitt oder Carl Andre beim Konrad Fischer in Düsseldorf sehen, da wurde in New York noch keine Andre-Arbeit angefasst. Der Konrad hat den Carl Andre als ersten gezeigt und den Sol Lewitt, da wurde das in New York noch nicht beachtet, weiterlesen
„Das war ja auch das Schöne mit Götz, mit Gaul, mit Höhme: Es waren Leute, die gerne über ihre Kunst und das, was sie bewegte, sprachen. Und da habe ich sehr viel gelernt.“
Die Sammlung von Willi Kemp, geboren am 2. April 1927 in Köln, ist über eine Zeitspanne von mehr als 50 Jahren entstanden. Anfangs interessiert sich Kemp noch für die phantastisch-surreale Welt, doch dann fokussiert er sich mehr und mehr weiterlesen
Sabine Elsa Müller über Wolfgang Voegele „Edgy Sleeper“ im ak Raum, Köln Ehrenfeld, bis 22.2.
Immer einen Besuch wert ist der ak Raum in Köln Ehrenfeld. Seit nunmehr drei Jahren stellen die Betreiber Agnes Kornas und Oliver Szaggars Künstler*innen einen experimentellen Freiraum zur Verfügung, der sie zu eigenwilligen und überraschenden Ausdrucksformen inspiriert. Die zwischen Malerei, Installation und Skulptur frei flottierenden Ausstellungen ermöglichen einen neuen und fast intimen Blick in die aktuelle Produktion im Rheinland, weiterlesen
Zwischen Chiasma und Dissimulatio. Das „Sinnsystem“ Baum im Werk des Kölner Künstlers Christoph M. Loos. Ein Portrait von Hauke Ohls.
Bäume sind die Lebewesen des Augenblicks. Wie Wissenschaftler*innen jüngst in einem Fachmagazin vorgestellt haben, kann die (Wieder-)Aufforstung von Wäldern die emittierten Treibhausgase speichern und damit den vom Menschen gemachten Klimawandel verlangsamen. Dass es dabei zu einem Rechenfehler kam, der den Effekt doppelt so kraftvoll erschienen ließ und tatsächlich vielmehr an dem ungezügelten Ausstoß von weiterlesen
„Mein Auftritt sorgte schon für Beunruhigung im bürgerlichen Lager und dann noch mein Körper als Projektionsfläche für die Kunst. Erotik plus Medium Foto, das wurde ja noch bis in die 80er diskutiert, ob das Kunstmittel sein könnten, also war das kommerziell schwierig, aber das war mir bewusst. Ich wusste, was ich tue.“
Jürgen Klauke, geboren 1943 in der Nähe von Cochem, zog es in den 60er Jahren nach Köln. Von 1964 bis 1970 weiterlesen
Während der Eröffnungsrede von „Köln Jetzt“ ging der Feuerlöscher los. Der ganze Raum versank im Nebel. Chris Reinecke, die einen Strauß mit Tulpen in der Hand hielt, sah ich da sitzen und die Tulpen hatten alle keine Köpfe mehr. Die hatte um sich geschlagen, weil sie nicht wusste, was los war. Natürlich hatte das böse Folgen, nicht nur weil die Lidl-Leute im ganzen Museum rumtobten. Der Polizeieinsatz war programmiert.
Drei Monate dauert die weiterlesen
Oliver Tepel über Mevlana Lipp „Basic Instinct“ im ak RAUM, Köln, bis 20.7.19
Wir treiben in die Weiten des Nichts.
– das ist aufregend und auch beängstigend. So beängstigend, dass einiges dazu gehört, dieses Befinden als alltäglichen Zustand zu ertragen. Verschwinden doch fortwährend Begriffe, Wertungen und Zuordnungen. Sie werden in hektischer Umtriebigkeit durch Neue ersetzt, dass diese neuen Ordnungshilfen existieren, ist wichtiger als das, was sie besagen. Seit 20 Jahren verfolgt die weiterlesen
Das ist ja eine Unverschämtheit! Das hier soll Kunst sein? Radiergummi! Wurde geholt. Weil wir es nicht geglaubt haben, haben wir Cy Twomblys ‚Gestures‘ zum Teil wegradiert. Heute liegen diese Zeichnungen in den Museen hoch geschützt und sind von uns bearbeitet.
Schon während seiner Studienjahre begann der Mediziner Carl-Werner Rosarius, Kunst zu kaufen und zu sammeln. Dies jedoch nicht, ohne anfängliche Irritation und Verärgerung angesichts der noch jungen und neu aufkommenden Kunstrichtungen. Die weiterlesen
Bei meiner Abschiedsausstellung im Mai 1967 in der Akademie in Düsseldorf habe ich meinen Werksatz demonstriert. Sigmar Polke war mein Assistent. Das hatte eine große Wirkung und es wurde groß drüber berichtet. Joseph Beuys hat zu einem seiner Studenten gesagt: Sag dem Walther, der soll hier bleiben und nicht nach New York gehen. Aber das war schon zu spät, ich war schon auf dem Absprung nach New York.
Franz Erhard Walthers Durchbruch ließ weiterlesen
Alles, was Rang und Namen hat, schlief auf meinen Matratzen: John Cage, Christo, der Schriftsteller Hans G. Helms, der Pianist David Tudor, der koreanische Komponist Nam June Paik, der als Erfinder der Videokunst gilt. Dazu haben ihn meine Experimente mit Phosphorfarben inspiriert. Damals hatten wir alle kein Geld, wir waren froh, wenn es Kartoffeln mit selbstgemachter Mayonnaise gab. Unsere bewusstseinserweitertende Droge war der Hunger.
Mary Bauermeister mietete 1959 eine Dachgeschosswohnung in der Lintgasse weiterlesen
Oliver Tepel über Tjibbe Hooghiemstra „Wâldman“, Galerie Der Spiegel, Köln, verlängert bis 31.7.19, Künstlerbuch „Wâldman“, 15 Euro.
Auf einsamen Wanderungen zieht der Waldmensch durch die ausgedehnten Wälder der Holländischen Nordseeküste. – Nein, das macht er nicht.
„Jemand sagte mir einmal, es gäbe gar keine Wälder in den Friese Wouden Dennoch gibt’s genügend Bäume, sich dahinter zu verstecken.“
Diese Worte, mit denen Nyk de Vries sein Gedicht in Tjibbe Hooghiemstras Künstlerbuch „Wâldman“ beginnt, entsprechen weiterlesen
Sabine Maria Schmidt über „Anja Niedringhaus – Bilderkriegerin“ im Käthe Kollwitz Museum Köln, 29.3.– 30.6.19
Als die Kriegs- und Sportfotografin Anja Niedringhaus am 4. April 2014 während einer Wahlveranstaltung in Afghanistan von einem Attentäter erschossen wurde, war die Anteilnahme weltweit groß. Über zwei Jahrzehnte hatte die 1965 in Höxter geborene Fotojournalistin in Kriegs- und Krisengebieten wie Bosnien, Irak, Afghanistan, Pakistan, Gaza und Libyen gearbeitet. Anlässlich ihres 5. Todestages erinnern zwei Ausstellungsprojekte in Köln und Düsseldorf weiterlesen
Sabine Elsa Müller über Ed Atkins „Ye Olde Food“ im K21, Düsseldorf, bis 16.6.19
Eine herzzerreißende Wehmut durchzieht diese Ausstellung. Ed Atkins´ Avatare weinen, stöhnen und seufzen. Sie betteln förmlich um Empathie. Die Protagonisten der zentralen Videoarbeiten „Neoteny in Humans“, „Good baby“, „Good boy“, „Good wine“, „Good smoke“ und „Good bread“ (alle 2017) werden schon als Baby von einer namenlosen Melancholie erfasst, von der sie offenbar nicht mehr loskommen. Ihre dicken Tränen und anklagenden weiterlesen
„Die Initialzündung waren meine Entdeckungen. Ich habe dem Rudolf (Zwirner) jeden Tag sogenannte Feldpostbriefe aus New York geschrieben, um ihm meine Eindrücke zu schildern, aber die Entscheidungen haben wir gemeinsam getroffen. Das waren Sachen von Andy Warhol, wie die Kühe als Wallpaper, die ich in der Factory gesehen habe. Wallpapers auszustellen, das war eine Entscheidung und dazu gab es noch Luftballons, die flogen auch noch davon. Schön extrem alles.“
Ursula Reppin (vormals Zwirner) weiterlesen
„Es gibt den Ausspruch von Beuys aus dem Jahr 1968: ‚Die Deutsche Studentenpartei ist die größte Partei der Welt, aber die meisten Mitglieder sind Tiere’. Das ist deswegen so wunderbar, weil das eine geheimnisvolle Vorwegnahme der ökologischen Dimension ist, die in der 68er-Zeit nie Thema war, die erst in den 70er Jahren entstanden ist, aber wir waren dem vorweg.“
Als Johannes Stüttgen 1966 an die Kunstakademie in Düsseldorf kommt, ist er ziemlich frustriert. Sein weiterlesen
„Jörg Immendorff und ich wussten, dass wir nicht in Galerien ausstellen wollten. Deshalb haben wir etwas Eigenes auf die Beine gestellt. Wir haben einen Tanzsaal gemietet 1966. Es waren Räume für die Öffentlichkeit. Dort haben wir unsere Lidl-Aktionen gemacht. Wir waren immer beschäftigt mit der Politik.“
Chris Reinecke, 1936 in Potsdam mit dem Vornamen Christliebe geboren, wechselte 1951 auf ein Mädchengymnasium in Düsseldorf. Die Stimmung war depressiv im katholischen Rheinland. Als sie nach weiterlesen
Oliver Tepel über „Es war einmal in Amerika“ im Wallraf-Richartz-Museum, Köln, bis 24.3.
Ein umzäuntes, weisses Holzhaus im Stil des mittleren 19. Jahrhunderts, etwas einsam auf dem kleinen Grashügel im kühlen Licht des Nachmittags. Edward Hoppers „Hodgkin’s House“, umrahmt vor einem sich sanft entsagenden, melancholischen Altrosa. Darauf, in großen Lettern: „Es war einmal in Amerika“. Dieses, im Stadtbild Kölns gerade recht prominente Plakatmotiv der aktuellen Ausstellung des Wallraf-Richartz-Museums zur Kunstgeschichte der USA, erinnert mich weiterlesen
Inside outside – 30 Jahre Arbeit an den Grenzen des Kunstbegriffs – Nelly Gawellek über die Jubiläumsausstellung bei Delmes & Zander, Köln, bis 1.2.19
1988 eröffnete Susanne Zander, inspiriert von den unkonventionellen und grenzensprengenden Arbeiten der „Gugginger Künstler“ ihre eigene Galerie in Köln. Ihr Interesse an einer Kunst, die außerhalb des etablierten Betriebes entsteht, fand vor allem bei anderen KünstlerInnen und KollegInnen Unterstützung, der „rheinische Sammler“ jedoch hatte kein Interesse am sperrigen, da nicht weiterlesen
Oliver Tepel über „Gabriele Münter. Malen ohne Umschweife“ im Museum Ludwig, Köln, bis 13.1.2019
Nein, ihr druckgraphisches Œuvre steht nicht im Mittelpunkt der aktuellen Gabriele Münter Retrospektive des Museum Ludwig. (Was beim Titel „Malen ohne Umschweife“ auch nicht zu erwarten ist.) Und doch erobert sich jene technisch reproduzierbare Kunst auf subtile Weise das Zentrum des Hauptraums im Souterrain. Dort, linker Hand, eine Wand einfordernd: das linolgeschnittene Portrait einer Aurélie aus dem Jahr 1906, in weiterlesen
Oliver Tepel im Gespräch mit der Künstlerin Claire Morgan (*1980 in Belfast). Claire Morgans Ausstellung „Recent Lapses in Judgement“ ist noch bis 27. Oktober 2018 in der Galerie Karsten Greve, Köln zu sehen.
Ein toter Vogel durchwirbelt im raschen Flug eine kugelförmige Wolke aus schwebenden Blütensamen. Ein paar Schritte näher erweist sich die minutiös geordnete Wolke als Ansammlung kleinster Schnipsel Plastikmüll. Anderswo bilden Fliegen einen verschachtelten Kubus oder sie erheben sich, schwarmgleich in hastiger weiterlesen
Sabine Elsa Müller über Tilman Peschel „ich mich ohne“ in der Artothek, Köln, bis 20.10.18
Was geht hier vor? Bewegung im Stillstand. Stillstand in der Bewegung. Vielleicht kann Murphy weiterhelfen? Tilman Peschel hat eine mehrteilige Sequenz mit neuen Fotoschnitten nach dem Protagonisten aus Samuel Becketts gleichnamigem, 1938 erschienenem Roman benannt. Murphy verschafft sich durch einen besonderen Daseinszustand die allerhöchste Befriedigung: Er fixiert sich selbst mit sieben Schals an einen Schaukelstuhl und setzt diesen in weiterlesen
Irgendwann saßen wir da bei Klaus Staeck im Büro für Demokratie auf der Fensterbank und ich sagte zu ihm (Alfred Schmela): Also ich werde jetzt Künstlerin, ich höre auf mit Schule und ich will keine Lehrerin mehr sein. Und da sagte er zu mir: Nä Mädche, dat loss mol sinn! Frauen halde nit durch.
Die Künstlerin Ulrike Rosenbach, geboren 1943 bei Hildesheim, hat mit ihrem Werk die Videokunst in Deutschland maßgeblich geprägt. Von weiterlesen
Wir haben die ersten fünf bis acht Jahre nur für die Galerie gearbeitet, um sie zu finanzieren. Aber es war keine Leidenszeit. Weil man sich die Künstler aussuchte und sagte: Du hast Carte Blanche. Du kriegst ein Ticket, ein Hotel und du kannst machen was du willst. Das war auch kunsthistorisch interessant, weil die Galerien zur Werkstatt wurden und weil eine Form von Gemeinschaftswerk zwischen Künstler und Galerist entstand.
Die Mischung aus Toleranz weiterlesen
Ich war so unheimlich nervös und bin nach hinten in die Halle gegangen, wollte gucken, ist alles in Ordnung und stehe da vor einer Wand aus Polizisten. Dann bin ich sofort zurück gerannt, um die vorne am Projektionspult zu warnen. Und da kam schon die Treppe vom Neumarkt runter der Trupp mit den Fotografen und den Beschlagnahmejuristen.
Dass sie einmal skandalträchtig mit dem Pornografie-Paragraphen in Berührung kommen würde, ahnte Birgit Hein 1962 noch weiterlesen
Hauke Ohls über Donna J. Haraways „Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän“, Frankfurt am Main, Campus Verlag, 2018, 350 Seiten, 32 Euro
Wenn Donna Haraway die Menschheit als Humus bezeichnet, dann hat sie nicht den köstlichen Brei aus Kichererbsen im Kopf. Es geht um die Substanz des Erdbodens, in dem alle möglichen biotischen und abiotischen Dinge miteinander verschmelzen, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen. Wir alle sind Teil eines solchen Prozesses. weiterlesen
Andreas Richartz über „Surreal Futures“ eine Ausstellung mit über 30 künstlerischen Positionen aus den Bereichen digitale Kunst und Medienkunst im Max Ernst Museum Brühl, bis 28.1.24
18 Jahre hat das Max Ernst Museum in Brühl auf dem Buckel: Die Volljährigkeit des Museums geht einher mit dem ersten Leitungswechsel, der mit Madeleine Frey mehr als nur einen neuen Namen auf Führungsebene bedeutet. Das bezeugt die neue große Ausstellung, mit der die Kulturmanagerin und Kunsthistorikerin, die weiterlesen
„Wir wollten einfach, wir hatten die Hummeln im Hintern. Und es war auch möglich, es war ja alles ein völlig unbeackertes Feld. Und das ist aufregend, Sie müssen Ihre eigenen Kriterien entwickeln.”
AudioarchivKunst · Wilhelm Schürmann
Anfang der 1970er Jahre gibt es in Deutschland nur zwei kommerzielle Fotogalerien: die Galerie Wilde in Köln und die Fotogalerie Lichttropfen (später Schürmann und Kicken) von Wilhelm Schürmann und Rudolf Kicken in Aachen. In den Museen ist weiterlesen