Surreal Futures
Andreas Richartz über „Surreal Futures“ eine Ausstellung mit über 30 künstlerischen Positionen aus den Bereichen digitale Kunst und Medienkunst im Max Ernst Museum Brühl, bis 28.1.24
18 Jahre hat das Max Ernst Museum in Brühl auf dem Buckel: Die Volljährigkeit des Museums geht einher mit dem ersten Leitungswechsel, der mit Madeleine Frey mehr als nur einen neuen Namen auf Führungsebene bedeutet. Das bezeugt die neue große Ausstellung, mit der die Kulturmanagerin und Kunsthistorikerin, die weiterlesen
Wenn die Augen Wörter trinken
Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Max Ernst: Die Schriften“ im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König (636 Seiten, 48,- €)
Er war der große Weltgewandte, der Kosmopolit, der Polyglott des Surrealismus, der König der Vögel, Loplop war er: Max Ernst, der, anders als Dali im besten Sinne megaloman, so ungemein fleißige Erschaffer surrealer Welten. Wie sich jetzt nicht ganz überraschend zeigt, hat Ernst weit über die Rahmung seiner Bilder hinausgedacht. Als Lyriker, Rezensent, surrealistischer Genre-Denker weiterlesen
Ruth Buchanan „Ein Garten mit Brücken (Wirbelsäule, Magen, Kehle, Ohr)“
Andreas Richartz über ein Skulpturen-Ensemble für Mönchengladbach im Programm Neue Auftraggeber. Eine Kooperation der Kunststiftung im Museum Abteiberg mit dem Stiftischen Humanistischen Gymnasium und dem Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V.
Partizipation ist einer der Schlüsselbegriffe unserer Sozialsysteme. Ihre Umsetzung gestaltet sich nicht immer einfach. Ihre kulturpolitische Strahlkraft (ganz zu schweigen von ihrer wohlfahrtspolitischen) ist nicht erst seit Corona in Gefahr. Angesichts sich stetig leerender Kassen liefern alternative kulturelle think tanks Argumentationen für Teilhabe, die das Deflationäre weiterlesen
Uncreative Writing
#kratzenandenuntergrenzenderkultur – Kenneth Goldsmiths „Uncreative Writing“ ist endlich auf Deutsch erschienen. Andreas Richartz über die etwas angejahrten Aneignungsversuche, das Netz zur digitalen Ästhetisierungsmaschine zu transformieren.
Sind Sie bereits einmal ins Schwitzen gekommen, weil es in Ihrem Schädel hämmerte, unbedingt etwas schaffen zu müssen, das neben Zeit auch Ihren Grips beanspruchen würde? Z.B. angesichts einer gnadenlosen Deadline in der Schule, der Universität, dem Betrieb oder einer High-End-Kulturinstitution? Natürlich sind Sie das. Kenneth Goldsmith würde Sie weiterlesen
Die Gesellschaft der Singularitäten
Auf der Suche nach dem Allgemeinen im Besonderen – Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Die Gesellschaft der Singularitäten“ von Andreas Reckwitz
Wenn ein deutscher Soziologe ein Buch schreibt, auf dessen Vorderseite der Begriff der Gesellschaft purzelt, heißt es Obacht haben, heißt es unseres Godfathers of Systemtheorie huldigen, wenigstens kurz innehalten und seiner gedenken. Unmöglich, sich vorzustellen, dass Reckwitz dies nicht intendiert hat. Denn bereits durch die Wahl des Buchtitels darf vorausgesetzt werden, dass nahezu weiterlesen
Harun Farocki
Die Unfreiheit der unregelmäßigen Verben – Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig. Fragment einer Autobiografie. Schriften. Band 1“, einen unverhofften autobiografischen Nachlass des 2014 viel zu früh verstorbenen deutschen Filmemachers, Künstlers, Autors und Bilder-Forschers Harun Farocki.
Um es vorweg zu sagen: Harun Farockis autobiografische Selbstbespiegelungen sind eine literarische Sensation. Und das nicht nur, weil nicht einmal Kenner seines Werks das posthume Erscheinen einer derart ambitionierten Prosa erhofft haben dürften. Als sensationell weiterlesen
Von fliegenden Toastbroten und verballerten Hirnen
„Schön reicht nicht“: In Brühl sind über 400 Zeichnungen und Gouachen des großen deutschen Zampano des intermediären Aktivismus und der multitoxischen Selbstbespiegelung zu sehen.Andreas Richartz über Jürgen Klauke „Selbstgespräche. Zeichnungen 1970–2016“ im Max Ernst Museum, Brühl, bis 16.7.
Die von Achim Sommer, Jürgen Pech und Eva Lenhardt kuratierte Ausstellung lädt ein, den sehr persönlichen jungen Blick eines wichtigen Protagonisten wilder Kölner Kunst-Jahre bis hin zu dem des arrivierten deutschen Künstlers zu verfolgen, der er weiterlesen
Geht raus und nehmt euch den Raum!
Die von drei Frauen – inzwischen sind es fünf – aus den Bereichen Kunst und Design gegründete Kölner Frauen-Initiative „And She Was Like: BÄM!“ bereichert seit 2015 den kulturellen Gleichstellungs-Markt. Das geht nicht ohne Rückschläge und Widersprüche, findet Andreas Richartz.
Feminismus erlebt aktuell eine Renaissance in den Medien. Sowohl historisierende, als auch den Begriff und sein Handlungsfeld erweiternde Rezeptionen sprießen quer durch die Medienlandschaft. Junge AutorInnen wie Margarete Stokowski und ihr englisches Pendant Laurie weiterlesen
Harry Lehmann, Gehaltsästhetik
Wenn der Luhmann zweimal klingelt – Andreas Richartz über Harry Lehmanns Neuerscheinung „Gehaltsästhetik – Eine Kunstphilosophie“, Wilhelm Fink Verlag, 2016, 261 Seiten, 63 s/w Abb., kart., ISBN 978-3-7705-5983-1, 19,90 Euro
Eigentlich müsste eine Rezension eines philosophischen Buches eine ernsthafte Auseinandersetzung und Darlegung der Stärken, Schwächen und Irrtümer des besprochenen Werkes zum Gegenstand machen. Eine solche Rezension erführe dann jedoch bald selbst eine Ausdehnung auf so viele Seiten, dass kein Mensch mehr gewillt wäre, diese Rezension weiterlesen
Heike Weber
Nichts ist wie es scheint – Andreas Richartz über Heike Weber „23“ in der Villa Zanders, Bergisch Gladbach, bis 29.5.16
23 ist eine schräge Zahl. Ungerade auf jeden Fall, vielleicht nichtssagend, unbestreitbar eine Primzahl. In den letzten einhundert Jahren wurde sie zudem markant mit popkultureller Bedeutung aufgeladen: In einer fiktiven Numerologie der berühmten Illuminaten-Trilogie Robert Wilsons ist sie die Zahl des Unglücks und der Zerstörung. Aber nicht nur das. Auch in den unendlichen Weiten weiterlesen