Wenn die Augen Wörter trinken
Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Max Ernst: Die Schriften“ im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König (636 Seiten, 48,- €)
Er war der große Weltgewandte, der Kosmopolit, der Polyglott des Surrealismus, der König der Vögel, Loplop war er: Max Ernst, der, anders als Dali im besten Sinne megaloman, so ungemein fleißige Erschaffer surrealer Welten. Wie sich jetzt nicht ganz überraschend zeigt, hat Ernst weit über die Rahmung seiner Bilder hinausgedacht. Als Lyriker, Rezensent, surrealistischer Genre-Denker weiterlesen
Wir sind Humus und müssen denken
Hauke Ohls über Donna J. Haraways „Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän“, Frankfurt am Main, Campus Verlag, 2018, 350 Seiten, 32 Euro
Wenn Donna Haraway die Menschheit als Humus bezeichnet, dann hat sie nicht den köstlichen Brei aus Kichererbsen im Kopf. Es geht um die Substanz des Erdbodens, in dem alle möglichen biotischen und abiotischen Dinge miteinander verschmelzen, um daraus etwas Neues entstehen zu lassen. Wir alle sind Teil eines solchen Prozesses. weiterlesen
Uncreative Writing
#kratzenandenuntergrenzenderkultur – Kenneth Goldsmiths „Uncreative Writing“ ist endlich auf Deutsch erschienen. Andreas Richartz über die etwas angejahrten Aneignungsversuche, das Netz zur digitalen Ästhetisierungsmaschine zu transformieren.
Sind Sie bereits einmal ins Schwitzen gekommen, weil es in Ihrem Schädel hämmerte, unbedingt etwas schaffen zu müssen, das neben Zeit auch Ihren Grips beanspruchen würde? Z.B. angesichts einer gnadenlosen Deadline in der Schule, der Universität, dem Betrieb oder einer High-End-Kulturinstitution? Natürlich sind Sie das. Kenneth Goldsmith würde Sie weiterlesen
Die Gesellschaft der Singularitäten
Auf der Suche nach dem Allgemeinen im Besonderen – Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Die Gesellschaft der Singularitäten“ von Andreas Reckwitz
Wenn ein deutscher Soziologe ein Buch schreibt, auf dessen Vorderseite der Begriff der Gesellschaft purzelt, heißt es Obacht haben, heißt es unseres Godfathers of Systemtheorie huldigen, wenigstens kurz innehalten und seiner gedenken. Unmöglich, sich vorzustellen, dass Reckwitz dies nicht intendiert hat. Denn bereits durch die Wahl des Buchtitels darf vorausgesetzt werden, dass nahezu weiterlesen
Harun Farocki
Die Unfreiheit der unregelmäßigen Verben – Andreas Richartz über die Neuerscheinung „Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig. Fragment einer Autobiografie. Schriften. Band 1“, einen unverhofften autobiografischen Nachlass des 2014 viel zu früh verstorbenen deutschen Filmemachers, Künstlers, Autors und Bilder-Forschers Harun Farocki.
Um es vorweg zu sagen: Harun Farockis autobiografische Selbstbespiegelungen sind eine literarische Sensation. Und das nicht nur, weil nicht einmal Kenner seines Werks das posthume Erscheinen einer derart ambitionierten Prosa erhofft haben dürften. Als sensationell weiterlesen
Die Struktur der Kathedrale
Oliver Tepel über die Neuerscheinung „Lampe und sein Meister Immanuel Kant – eine Graphic Novel“ von Antje Herzog, Edition Büchergilde, 2017, durchgehend illustriert und handgelettert. Bedruckter, fester Einband, zweifarbig gedruckt, Format 21 x 27 cm, 152 Seiten, € 26,-, ISBN 978-3-86406-068-7
Alles ist fein unterteilt, in geordneten Proportionen, nichts darf das Andere durchdringen, sonst ist der Welten Ruhe in Gefahr. So wissen wir, was Kunst ist und was nicht und es geziemt sich nicht, danach zu fragen, weiterlesen
Harry Lehmann, Gehaltsästhetik
Wenn der Luhmann zweimal klingelt – Andreas Richartz über Harry Lehmanns Neuerscheinung „Gehaltsästhetik – Eine Kunstphilosophie“, Wilhelm Fink Verlag, 2016, 261 Seiten, 63 s/w Abb., kart., ISBN 978-3-7705-5983-1, 19,90 Euro
Eigentlich müsste eine Rezension eines philosophischen Buches eine ernsthafte Auseinandersetzung und Darlegung der Stärken, Schwächen und Irrtümer des besprochenen Werkes zum Gegenstand machen. Eine solche Rezension erführe dann jedoch bald selbst eine Ausdehnung auf so viele Seiten, dass kein Mensch mehr gewillt wäre, diese Rezension weiterlesen
Wienand Verlag
„Wienand Haus“ – Die großen goldenen Letter über dem Portal des sorgsam restaurierten Gründerzeit Verlagsgebäudes stehen für Tradition und Qualität. In seinen Räumlichkeiten im gediegenen Kölner Stadtteil Lindenthal publiziert Verleger Michael Wienand mit rund 10 Mitarbeitern opulente Bildbände, Kataloge und Werkverzeichnisse. Chagalll, Dix, Manet, Picasso – der Schwerpunkt des Programms liegt vor allem auf der klassischen Moderne und zeitgenössischer Kunst aber auch auf Fotografie und alter Kunst. Zum Verlag, der 1949 gegründet wurde und rund dreißig weiterlesen
Rhein-Verlag
„Da so viele Leute das Buch besitzen können, besitzt es niemand. Jeder Künstler sollte eine billig Linie haben, so bleibt Kunst gewöhnlich und hält sich selbst davon ab, abzuheben“. Die Demokratisierung der Kunst durch das Medium Buch ist für John Baldessari eine Notwendigkeit, für den Düsseldorfer Rhein-Verlag ist es ein zeitgenössisches Grundprinzip: Bezahlbar, transportierbar, ersetzbar, demokratisch und intim sollten Bücher sein. 2008 aus einer losen Verbindung von Künstlern gegründet, hat sich der Verlag auf Künstlerbücher weiterlesen
Strzelecki Books
Sie bringen Kunstwerke in Umlauf, experimentieren mit ungewöhnlichen Vertriebsformen und was ein Buch kann, zeigen sie immer wieder anders: Die neue Serie „Aus den Verlagen“ stellt herausragende Büchermacher aus dem Rheinland vor. Den Auftakt macht der Kölner Verlag StrzeleckiBooks mit einigen seiner Neuerscheinungen und aktuellen Book Release Terminen.
StrzeleckiBooks wurde 2009 von der Künstlerin, Grafikdesignerin und Illustratorin Carmen Strzelecki gegründet. Der Verlag publiziert Bücher über Kunst, Film und Musik, das Spektrum reicht von weiterlesen