Rhein-Verlag
„Da so viele Leute das Buch besitzen können, besitzt es niemand. Jeder Künstler sollte eine billig Linie haben, so bleibt Kunst gewöhnlich und hält sich selbst davon ab, abzuheben“. Die Demokratisierung der Kunst durch das Medium Buch ist für John Baldessari eine Notwendigkeit, für den Düsseldorfer Rhein-Verlag ist es ein zeitgenössisches Grundprinzip: Bezahlbar, transportierbar, ersetzbar, demokratisch und intim sollten Bücher sein. 2008 aus einer losen Verbindung von Künstlern gegründet, hat sich der Verlag auf Künstlerbücher spezialisiert, die keine Unikate sein wollen. Alle Bücher sind als gebundene Exemplare erhältlich und können darüber hinaus kostenlos als pdf heruntergeladen werden. In Alwin Lay’s „mod. classic“ etwa kann man zusehen, wie eine Espressomaschine Bild für Bild in ihrem eigenen Espresso ertrinkt.
Soeben sind im Rhein-Verlag erschienen (online ab 13.6.14):
„hocvs pocvs“, patrick vogt, 50 exemplare, papier: munken cream print 115 g, 60 seiten, isbn 978-3-944574-28-8
die enTgültige form wird gedanklicher ausgangspunkt für das „hokvs pokvs“ buch. dort werden die beiden wörter überlagert. durch das einbeziehen der vertikalen und horizontalen spiegelungen ergeben sich pro wort vier möglichkeiten und in der kombination also 16. dieser spiegelapparat löst die lesbarkeit und nachvollziehbarkeit fast völlig auf und hat einen erheblich enigmatischeren charakter zur folge. aus den buchstaben werden jetzt hieroglyphen oder magische runen. der aspekt der Choreographie ist hier virulenter; aus den 16 möglichkeiten werden 10 ausgewählt und in eine willkürliche(!) reihenfolge gebracht. diese setzung ist das künstlerischste der ausführung. ansonsten könnte man die vogtsche vorgehensweise als „komponieren vor dem komponieren“ kennzeichnen. eine dynamische sackgasse von höchster vitalität. exzesshafte präsenz durchdrungen von kontemplativer paranoia.
„copy“, sarah kürten, 50 exemplare, papier: munken cream print 115 g, 30 seiten, isbn 978-3-944574-31-8
mit dem gütesiegel „processorientiert“. der process wird von einer maschine betrieben und zeigt die endgültige form des kunstwerks im zeitalter seiner technischen reproduzierbarkeit. die Kopie.
„pil“, david kühne, 100 exemplare, papier: munken cream print 115 g, 73 seiten, isbn 978-3-944574-35-6
(pil = python image library)
der geheime code der bilder im zeitalter ihrer übersetzung in nullen und einsen.