Willi Kemp
„Das war ja auch das Schöne mit Götz, mit Gaul, mit Höhme: Es waren Leute, die gerne über ihre Kunst und das, was sie bewegte, sprachen. Und da habe ich sehr viel gelernt.“
Die Sammlung von Willi Kemp, geboren am 2. April 1927 in Köln, ist über eine Zeitspanne von mehr als 50 Jahren entstanden. Anfangs interessiert sich Kemp noch für die phantastisch-surreale Welt, doch dann fokussiert er sich mehr und mehr auf das Sammeln von informeller Kunst und von Werken der Zero-Gruppe. Durch seine enge Freundschaft mit Künstlern wie Konrad Klapheck, Gerhard Hoehme und vor allem mit Karl-Otto Goetz lernte er so viel über die Entstehung der Gemälde, dass sich seine Neugierde in ein profundes Wissen über die frühe Nachkriegskunst entwickelt. In den ihn umgebenden Kunstwerken findet Willi Kemp Antworten auf ihn umtreibende Fragen der Wahrnehmung und des Daseins. Seine Sammlung wuchs auf mehrere tausend Werke an, mit dem Schwerpunkt auf das Informel, Abstraktion, Farbfeldmalerei, Zero und Carl Buchheister.
1955 zieht Kemp nach Düsseldorf um und tritt dort dem Düsseldorfer Fotoclub dfc bei. Er fotografierte und fotografiert noch immer Begegnungen mit Künstlern. Seine Arbeit als Steuerberater nutzte ihm ebenfalls bei seiner Sammelleidenschaft. Im Austausch gegen die Unterstützung bei den Steuerformularen, schenkten ihm Künstler wie Karl-Otto Goetz, Otto Piene oder Gotthard Graubner Kunstwerke.
Willi Kemp erzählt vom Zeitgeist der Nachkriegsavantgarde, die vom Zweiten Weltkrieg traumatisiert ist, von seiner Begeisterung für die abstrakte Kunst und von den Problemen, die sich ergeben, wenn ein wandfüllendes Gemälde von Kenneth Noland – angeschafft als Alterssicherung – einen Umzug in eine neue Wohnung notwendig macht.
Weitere Stimmen zu den Anfängen der zeitgenössischen Kunst im Rheinland im Audioarchiv Kunst.
Artikelbild: Albrecht Fuchs