Gisela Capitain

Gisela Capitain


„Alle diese Zuzüge hatten damit zu tun, dass es ganz schnell klar war, dass in Köln das stattfindet, worum sich die Gegenwartskunst dreht und dass man dabei sein musste, wenn man Gehör finden und sichtbar sein wollte. (Daraus folgte) dass Köln zum Zentrum der zeitgenössischen Kunst wurde und das eigentlich die goldenen Jahre dieser Stadt waren, bis sich 1990 durch die Wiedervereinigung eine andere Richtung ergeben hat, nämlich statt Go West, Go East, nach Berlin zurück.“

Wie bei vielen Galerist*innen verlief auch Gisela Capitains Karriere nicht geradlinig. Mit der zeitgenössischen Kunst gab es in ihrem Leben zunächst wenige Berührungspunkte. Geboren wurde sie 1952 in Selb (Oberfranken), nach dem Abitur studierte sie Soziologie und Philosophie in Berlin und arbeitete nach ihrem Abschluss als Grundschullehrerin. Über ihre Schwester Jenny lernte sie 1977 Martin Kippenberger kennen, mit dem sie kurze Zeit später „Kippenbergers Büro“ in der Fabriketage eines Bauhauskomplexes von Max Taut eröffnete. Morgens ging sie zur Schule, nachmittags frühstückte sie mit Kippenberger und unterstützte ihn dann bei der Organisation von Konzerten und Ausstellungen. Nebenher führte sie seine Finanzen und verwaltet bis heute sein Erbe. Als Max Hetzler, den Capitain durch Kippenberger kennengelernt hatte, mit seiner Galerie von Stuttgart ins Rheinland übersiedelte, wechselte sie vollends das Metier und hängte ihren Lehrerjob für immer an den Nagel.
Gisela Capitain zog 1983 von Berlin nach Köln um, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. Das Rheinland hatte sich damals zum wichtigsten Standort für Gegenwartskunst entwickelt und wurde in einem Atemzug mit New York genannt. Zunächst arbeitete Capitain als Assistentin in der Galerie Max Hetzler und lernte viele Künstler*innen kennen, die sie anfangs auch in ihrer eigenen Galerie zeigte. 1986 eröffnete sie ihre eigenen Räume, zunächst mit Schwerpunkt auf Papierarbeiten. Die 1980-er Jahre, die „Goldenen Jahre von Köln“, waren geprägt von einem harten Konkurrenzkampf um die „besten Behauptungen“, wie es Gisela Capitain formuliert. Der Austausch mit den USA gehörte zum guten Ton und Künstlerinnen und zahlreiche Künstler aus New York und Los Angeles wurden von den zugezogenen Galerien vertreten.
Seit Herbst 2008 präsentiert die Galerie Gisela Capitain nicht nur in Köln, sondern auch gemeinsam mit der Petzel Gallery, New York, in der Karl-Marx-Allee in Berlin-Mitte Ausstellungen der von ihnen vertretenen Künstlerinnen und Künstler.

Aus dem Audioarchiv Kunst – Stimmen zu den Anfängen der zeitgenössischen Kunst im Rheinland
Weitere Stimmen im Audioarchiv Kunst.

Artikelbild: Albrecht Fuchs


tags: , , ,