Erika Kiffl

Erika Kiffl


„Die ersten Fotos in Farbe, die ich bei Richter gemacht habe, das ist mein Masterpiece! Er steht vor dem Schwarzweißbild, die Farbe läuft runter. (…) Diese Fotos habe ich 40 Jahre nicht veröffentlicht. Jeder der sehen kann, sieht, dass das das Beste ist. Das Beste zuletzt.“

Erika Kiffl besucht Gerhard Richter 1967 in seinem Atelier im Fürstenwall in Düsseldorf und fotografiert ihn bei der Arbeit. Diese besonderen Porträts hält sie allerdings lange unter Verschluss. Es entstehen noch viele weitere solcher wichtigen Zeitdokumente der Kunstszene. Erika Kiffl besucht Konrad Klapheck, Gotthard Graubner, Ulrike Rosenbach, Joseph Beuys, Gerhard Hoehme, Markus Lüpertz in ihren Ateliers und dokumentiert mit ihrer Kamera eindringliche Momente ihrer Kunstproduktion.
Leben und Karriere von Erika Kiffl (*1939) verlaufen sprunghaft. Ihre Kindheit im tschechischen Karlsbad beschreibt sie als ein „verlorenes Paradies“. Im legendären Café und Restaurant Posthof, das ihre Familie betreibt, verkehrt, alles, was einen Namen hat. Die Beneš-Dekrete zwingen die Familie, das Land zu verlassen. Erika Kiffl geht in Salzburg in einem Klosterinternat zur Schule. Ihre täglichen Spaziergänge bezeichnet sie rückblickend als „Schule des Sehens“.
Mit Johannes und Hilla Becher besucht sie 1960 ein Jahr lang die Klasse für Gebrauchsgrafik an der Akademie in Düsseldorf. Es zieht Erika Kiffl zur Fotografie, doch sie schlägt einen Umweg ein und arbeitet zunächst als für die Mode- und Gesellschaftszeitung „Elegante Welt“, wo sie zwischen 1961-1965 als Redakteurin und Art Direktorin tätig ist. 1963 kauft sie sich ihre erste eigene Kamera und reist mit dem Düsseldorfer Kunstverein in die USA. Die „halbe Kunstwelt“ – darunter auch Galerist Alfred Schmela – sitzt mit ihr im Flugzeug. Ihre Reportage über die USA-Reise veröffentlicht der Stern.
Im Alter von 37 Jahren trifft Kiffl dann die wegweisende Entscheidung: Sie will sich nur noch der Fotografie widmen. So entstehen ihre gefragten Aufnahmen von Künstlerinnen und Künstlern bei der Arbeit im Atelier.
Von 1980 bis 1989 kuratiert sie das Internationale Fotosymposium in Düsseldorf. Besonders stolz erzählt sie, wie es ihr gelang, Villem Flusser zur Teilnahme einzuladen – der jüdisch-tschechische Medienphilosoph und Kommunikationsforscher weigerte sich, einen Fuß ins Land der Täter zu setzen. 2003 gründet Erika Kiffls gemeinsam mit dem Kurator Stephan von Wiese, dem Fotografen Benjamin Katz und Manfred Leve das AFORK, ein Archiv, das die rheinländische Kunstszene seit den 1960ern dokumentiert. Erika Kiffl hat die österreichische Staatsbürgerschaft, lebt aber in Düsseldorf.

Aus dem Audioarchiv Kunst – Stimmen zu den Anfängen der zeitgenössischen Kunst im Rheinland
Weitere Stimmen im Audioarchiv Kunst.

Artikelbild: Albrecht Fuchs


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