Rissa
Es war ein Samstag um 11 Uhr im Jahr 1959. Ich habe bei Karl-Otto Götz in der Akademie an die Tür geklopft. Ein strahlender Götz mit Pfeife im Mund machte mir auf. Er war damals 45 Jahre alt. Wir haben uns in die Augen geschaut und es hat gefunkt. Ich habe nicht gedacht: der wird mal mein Mann. Aber ich habe gemerkt, mit dem Mann kann ich was, der hilft mir.
Karin Götz weiterlesen
Welcome to the Jungle
Nelly Gawellek über „Welcome to the Jungle“ in der Kunsthalle Düsseldorf, bis 21.5.
Urwälder, tropische Landschaften, fremde Kulturen – was noch vor einigen Jahrzehnten den Begriff „Exotik“ prägte, ist in unserer globalisierten Welt sehr viel näher an uns herangerückt. Gespräche über Rucksackreisen durch Südostasien sind gängiger Party-Talk, die sich daraus entwickelnden ethischen Debatten auch: Ist es ok, einen Langstreckenflug zu machen? Womöglich noch in ein Land mit einem fragwürdigen politischen Regime? Und welche Auswirkungen weiterlesen
Akram Zaatari
Leonie Pfennig über eine andere Geschichte der Fotografie – Akram Zaataris „Against Photography. Eine kommentierte Geschichte der ARAB IMAGE FOUNDATION“ bis 25.2. im K21, Düsseldorf
„Ich definiere meine Arbeit in erster Linie als Sammeltätigkeit“, sagt Akram Zaatari. Seine Ausstellung im K21 macht genau das zum Thema: Sie zeigt die Sammelleidenschaft des Künstlers, die sich besonders auf fotografische Konvolute konzentriert, aber auch die Besonderheiten von Sammlungen und die Ästhetik von Archiven im Allgemeinen. Zaatari schafft weiterlesen
Akademie
Großformatig unaufgespannt – Ellen Wagner über „AKADEMIE“ im KIT – Kunst im Tunnel Düsseldorf, bis 7.2.18
Die Akademie als weißer Wal? In stiller Größe, als Sinnbild und konkreter Ort der poetischen Vereinigung von Natur und Kultur, erhaben, uralt, unerlegbar. Ist es das, was uns die Ausstellung AKADEMIE im KIT sagen will, wenn sie uns gleich am Eingang mit einer großen schlappen Walfischflosse, genäht aus weißem Nessel und bis zum Boden von der Decke hängend, konfrontiert? Rosa Sarholz’ weiterlesen
Die unaufrichtige Welt von Broodthaers
Hauke Ohls über „Marcel Broodthaers – Eine Retrospektive“ im K21, Düsseldorf, bis 11.6.
Zum Werk von Marcel Broodthaers (*1924 Brüssel; †1976 Köln) gehört die Besonderheit seiner Biografie. Er hat sich 1964 im Alter von vierzig Jahren entschlossen, bildender Künstler zu werden, und zuvor über zwei Dekaden als erfolgloser und verarmter Poet in seiner Heimatstadt Brüssel gelebt – mit den belgischen Surrealisten befreundet und sich ausschließlich von Kohlsuppe ernährt. Es ist eine dieser Künstlermythen, bei weiterlesen
Hinter dem Vorhang
Große Erwartungen – Oliver Tepel über „Hinter dem Vorhang. Verhüllungen und Enthüllungen seit der Renaissance“ im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, bis 22.1.17
„Es hat in meinem späteren Leben Zeiten für mich gegeben (wie fast alle Leute sie ein Mal haben, wie ich glaube), wo mich ein Gefühl beherrschte, als ob sich vor alle seine Interessen und all seine Poesie ein dichter Vorhang gezogen, der mich auf immer von Allem, außer stumpfem Ertragen, ausschlösse. Aber niemals weiterlesen
Agnes Martin
Sabine Elsa Müller über die Retrospektive der amerikanischen Künstlerin im K20, Düsseldorf
Agnes Martin (1912 – 2004) musste nie um Anerkennung kämpfen. Von Anfang an wurde sie von wichtigen Galerien vertreten, von Kollegen bewundert und schon früh weltweit von großen Museen mit Einzelschauen gewürdigt. Sie begann ihr Kunststudium allerdings relativ spät, mit 34 Jahren, nachdem sie lange als Lehrerin Kunst unterrichtet hatte. 1976, inzwischen ist sie 64 Jahre alt und hat gerade an der weiterlesen
EGO UPDATE
Digitale Kontra-Revolution – Jonas Schenk über „EGO UPDATE. Die Zukunft der digitalen Identität“ im NRW-Forum Düsseldorf, bis 17.1.2016
Internet Trends sind oft nur schwer bis gar nicht nachvollziehbar; solange sie einen in den Genuß kurzer Zerstreuung kommen lassen, sollte ihnen ihre Berechtigung gegönnt sein (Katzenvideos etc). Verwunderung kommt allerdings da auf, wo das gezeigte Bildmaterial noch nicht einmal erheitern möchte, sondern scheinbar bewusst auf seine eigene Irrelevanz pocht. (Shopping Malls, Füße, Essen, etc.) Warum weiterlesen
Avatar und Atavismus
Archaik und Anatomie: Erkenntnissuche im Deformierten in der Kunsthalle Düsseldorf (bis 8.11.15). Von Magdalena Kröner.
Der fragmentierte Körper als künstlerisches Thema, das über die Darstellung des Anatomischen hinausweist, ist ein relativ junges Phänomen, und wenn man ein Datum für dessen Beginn sucht, wäre es wohl das Jahr 1917. In diesem Jahr formulierte Sigmund Freud erstmals das Diktum vom „zerstückelten Körper“ als Modus einer traumatisierten Selbsterfahrung vor dem Hintergrund des 1. Weltkrieges und der Krise weiterlesen
Cody Choi „Culture Cuts“
Eine Ausstellung, zwei Urteile: Kunstkritiker sind selten einer Meinung, wenn es darum geht, die zeitgenössische Kunst auf ihre Qualität und Relevanz hin zu überprüfen. Auch die jungen Teilnehmer des „Kunstkritik Labor“, das am Wochenende im Kai 10 tagte, waren sich nicht immer einig über die Kriterien der Kunstbewertung. Spätestens der Praxistest, eine Besprechung von Cody Chois „Culture Cuts“ in der Kunsthalle Düsseldorf, zeigte aber, dass gerade darin auch der Spaß liegen kann. Zwei Beispiele aus dem Workshop:
How big is your Ego? von Annika weiterlesen