Besprechung
Isa Genzken
Irritation als Methode – Magdalena Kröner über „Isa Genzken. Modelle für Außenprojekte“ in der Bonner Bundeskunsthalle, bis 17. April 2016
Es war wieder mal ein ziemliches Spektakel: Ein Lastwagen mit einem sehr langen Anhänger hielt vor ein paar Tagen an der Ecke West 60th Street und 5th Avenue am Eingang des New Yorker Central Park. Ein ganzer Trupp Männer lud behutsam zwei stählerne, weiße Orchideen von Isa Genzken aus; Kräne hievten sie in die weiterlesen
Avatar und Atavismus
Archaik und Anatomie: Erkenntnissuche im Deformierten in der Kunsthalle Düsseldorf (bis 8.11.15). Von Magdalena Kröner.
Der fragmentierte Körper als künstlerisches Thema, das über die Darstellung des Anatomischen hinausweist, ist ein relativ junges Phänomen, und wenn man ein Datum für dessen Beginn sucht, wäre es wohl das Jahr 1917. In diesem Jahr formulierte Sigmund Freud erstmals das Diktum vom „zerstückelten Körper“ als Modus einer traumatisierten Selbsterfahrung vor dem Hintergrund des 1. Weltkrieges und der Krise weiterlesen
Besprechung
Modell Kunstverein
Magdalena Kröner über „Modell Kunstverein“ im Neuen Aachener Kunstverein, bis 8. März 2015
In jüngster Zeit ist viel über die deutschen Kunstvereine geschrieben worden, und das, was geschrieben wurde, war nicht gut. Die zunehmende Nähe zum Kunstmarkt wurde moniert und unlautere Strategien entlarvt: die Terminierung von Ausstellungen im Umfeld wichtiger Messen, Übernahme von Kosten oder Logistik durch Galerien. Mancher titelte nüchtern „Man braucht sich“ aber auch die bange Frage „Quo vadis, Kunstverein?“ wurde laut.
Lessons in Posing Subjects
Magdalena Kröner über Robert Heinecken im Wiels, Brüssel, bis 18. August
In diesem Sommer stärkt das Brüsseler Kunstzentrum Wiels seinen wachsenden Ruf für sorgfältig gemachte Ausstellungen mit bislang weniger bekannten fotografischen Positionen. Mit dem Künstler Robert Heinecken wird ein Pionier der amerikanischen „Pictures Generation“ vorgestellt, der in Europa, anders als die „Pictures“-Künstler Richard Prince, Cindy Sherman, Louise Lawler oder Robert Longo, erst noch zu entdecken ist. Der 1931 in Denver geborene und 2006 gestorbene Heinecken weiterlesen
Besprechung
Pierre Huyghe
Magdalena Kröner über Pierre Huyghe im Museum Ludwig, Köln, bis 13. Juli 14
„Human“ ist müde. Die Jagdhündin liegt im Halbdunkel eingerollt auf einer Decke aus Wolfspelz und hat den berühmten, rosa gefärbten rechten Vorderlauf wie ein kostbares Schmuckstück von sich gestreckt. Das weißfellige Tier ist wie vieles von dem, was Pierre Huyghe für seine erste Retrospektive in Deutschland versammelt, eine alte Bekannte, ebenso wie die liegende Frauenskulptur aus Beton mit ihrem von Bienen weiterlesen
Sex Sea Magic
Körper aus der Zeitmaschine: Magdalena Kröner über Sigune Siévi bei Van Horn, Düsseldorf, bis 19.4.
Dass die Sache mit der Kunst einmal so für sie ausgehen würde, hätte Sigune Siévi wohl selbst am wenigsten erwartet. Die 1966 in Hamburg geborene, heute in Berlin lebende Künstlerin studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie bei der Bildhauerin Magdalena Jetelová, fühlte sich dort jedoch bald „überfordert“, wie sie selbst sagt. Siévi entschied sich, Klasse und Medium zu wechseln und weiterlesen
Ganzkörperflimmern
Magdalena Kröner über Terry Haggerty, Philara, Düsseldorf, bis 23.3.
Als „Meister der Streifen“ wird der 1970 in London geborene, in Berlin lebende Künstler Terry Haggerty gern bezeichnet, doch wer in ihm eine Art jüngeren Daniel Buren vermutet, liegt falsch. Wo Burens Streifen in ihrer Dynamik sich niemals von ihrem geradlinigen Weg ablenken lassen, strömt und fließt und wabert es bei Haggerty, als wäre die Op-Art nicht schon ein paar Jahre alt, sondern würde gerade erst erfunden weiterlesen