Die Steinigung des Heiligen Stephanus
Oliver Tepel über Adam Elsheimer, Die Steinigung des Heiligen Stephanus, um 1603/04, 34,7 x 28,6 cm, Öl auf Kupfer, versilbert, im Wallraf-Richartz-Museum (2. Etage)
Es „Echt“ nennen – mitunter ein Wagnis. In den letzten Jahren bezeugte Werner Spies’ spektakulärer Sturz über Beltracchis Fälschungen verlorener Max Ernst Gemälde, wie gefährlich eine Expertise sein kann. Vielleicht hängt es deswegen so still, fast dem Übersehen preisgegeben an einer kleinen Wand neben einem Durchgang im Kölner Wallraf Museum: weiterlesen
Lichterwelt und Schattenreich
Oliver Tepel über das neue Musée Fin de Siècle in Brüssel
Sie erwarteten eine große Zeit. In den gasbeleuchteten Straßen der europäischen Metropolen strömen Menschen durch die artifiziell erhellte Nacht hinein in Theater und Ballsäle, sie feiern und eifern und fallen aus der Rolle. Bürgerliche Freiheiten scheinen das Zentrum jener Epoche, die heute „Fin de siècle“ genannt wird. Zumindest, wenn man den Einladungen zum Besuch des neuen Museums auf dem Brüsseler Kunstberg glaubt: „Come weiterlesen
Besprechung
Florenz!
Oliver Tepel über „Florenz!“ in der Bundeskunsthalle, Bonn, bis 9. März 2014
Das sehen sie so schnell nicht wieder! – Ein Marktschreier müsste sich ob seiner Verheissungen nicht schämen, auch nicht der Mann im Zylinder, der zum Eintritt ins Kabinett auffordert. Denn sie hätten ja recht: Das sehen sie wirklich so schnell nicht wieder. Es sei, man begäbe sich auf die Reise und selbst in Florenz müsste man sich eine solche Vielzahl an Werken weiterlesen
Ein Geist in der Maschine
Oliver Tepel über „Konrad Klapheck. Bilder und Zeichnungen“ im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, bis 4.8.13
Der Weg in die Avantgarde schien verbaut, als Professor Bruno Goller 1955 in der Düsseldorfer Kunstakademie dem 20 jährigen Studenten Konrad Klapheck den Rat gab, Stilleben zu malen. Sein Versuch über eine Schreibmaschine hatte zwar den Lehrmeister begeistert, aber Dinge auf Leinwand verhiessen in den Zeiten der gegenstandslosen Kunst kaum Aussicht auf Reputation oder gar wirtschaftlichen Erfolg. Und doch findet weiterlesen
Im Zeichen der Macht
Oliver Tepel über „Kunst, Kalkül, Kommerz – Tizian und Tintoretto in der Druckgraphik“ (bis 28.07.)“ & „Der Diplomat von Venedig. Tintorettos Bildnis des Paolo Tiepolo“ (bis 15.09.) im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Auch vor dem Zeitalter der Freien Kunst mussten Künstler sehen, wie sie über die Runden kommen. Den frisch in den Künstlerstand erhobenen Malern der Renaissance standen dabei zwei neue Möglichkeiten zur Verfügung. Zum Einen bedeuteten bürgerliche Auftraggeber eine völlig neue und bald weiterlesen
Katzenschattendimensionen
Oliver Tepel über Gillian Carnegie bei Galerie Gisela Capitain, Köln, bis 1. Juni 2013
Weil es synthetisch ist, vergleichbar der Möglichkeit endloser Neukombinationen von Worten in der deutschen Sprache, deswegen ist ein Bild nie ein Abbild – oder besser: Nie nur ein Abbild. Es ist ebenso Konstruktion, Urteil, Verzerrung, Verklärung und ein Problem der Erinnerung.
Gillian Carnegie hat in ihrer Malerei die komplexen Verstrickungen des Abbildens auf vielfältige Weise thematisiert und dabei stets auch weiterlesen
Saul Steinberg. The Americans
Oliver Tepel über Saul Steinberg „The Americans“ im Museum Ludwig, 23.3.-26.6.2013
Über den Düsseldorfer waren sie nicht erfreut. Seit geraumer Zeit versucht die Saul Steinberg Foundation, den Kopien Steinbergs berühmtester Arbeit, seinem Titelbild für „The New Yorker“ vom 29 März 1976, beizukommen. Zu gut war aber auch die Idee der mit leichtem Strich und zarter Kolorierung gezeichneten, grafisch verkürzten Perspektive von der Innenstadt hinaus auf die Welt. Irgendwann in den 80ern war „The Düsseldorfer“ weiterlesen
Man Ray. L. Fritz Gruber Archiv.
Oliver Tepel über „Man Ray. L. Fritz Gruber Archiv. Das besondere Archiv einer außergewöhnlichen Beziehung“ im Museum Ludwig , Köln, bis 5. Mai
Dies hätte früher geschrieben werden sollen.
Doch pünktlich mit dem Aufklang des Strassenkarnevals schickte eine hartnäckige Erkältung den Rezensenten ins Bett. Also kein: „Ich han im Museum nix jesinn, ich han nämlisch ming neue Man Ray Ban Brell op der Nas jedrage“. – Tatsächlich kam just der gegenteilige Effekt zum Tragen. weiterlesen
Sammeln im Geiste der Demokratie
Oliver Tepel über „Nur hier“, Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland in der Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland , Bonn, bis 14. April
Eine Kaskade farbigen Stoffs begrüßt den Besucher. Michael Beutlers „Carpet“ (2009), ein überdimensionierter Vorleger aus gerollten Flicken. So schmückend wie verwirrend in seinem Ausmaß. Überfrachtung der Sinne und Rätsel zugleich – Der Staat zeigt seine Neuerwerbungen der Jahre 2007 bis 2011. „Nur Hier“ nennt die Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in weiterlesen
Dieses Sehnen
Sehnsucht nach Farbe – Moreau, Matisse und Co., bis 13.1. im Clemens-Sels-Museum Neuss
Ein Zerren, die Verheißung tausender Möglichkeiten des Ausdrucks. Weit mehr nur als Befindlichkeiten: Der Aufbruch ins Unbekannte. Mit dieser Perspektive mag manch Kunststudent um 1890 auf seine Berufung geblickt haben. Die Zeit gab ihm allen Anlass. Was auch immer in jenes prekäre und von Armut bedrohte Leben drängte, so wohl kaum die sichere Erfüllung bürgerlicher Träume. Die den aktuellsten Entwicklungen weiterlesen