
Hinter dem Vorhang
Große Erwartungen – Oliver Tepel über „Hinter dem Vorhang. Verhüllungen und Enthüllungen seit der Renaissance“ im Museum Kunstpalast, Düsseldorf, bis 22.1.17
„Es hat in meinem späteren Leben Zeiten für mich gegeben (wie fast alle Leute sie ein Mal haben, wie ich glaube), wo mich ein Gefühl beherrschte, als ob sich vor alle seine Interessen und all seine Poesie ein dichter Vorhang gezogen, der mich auf immer von Allem, außer stumpfem Ertragen, ausschlösse. Aber niemals weiterlesen

Esperanza Spalding
Oliver Tepel über das Konzert von Esperanza Spalding im Rahmen des Klangart Festivals (bis 14.8.16) im Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal
Ich mag Sie einladen, Musik zu hören. Aber dafür müssen wir auf gewundenem Pfad einen Hügel hinauf. Auf dem Weg merke ich etwas altklug und kurzatmig an: „In einer Zeit, in der Kultur zusehends als firlefanzartiges Anhängsel oder gar wieder als unabänderlicher Charakter gesehen wird, scheint die Beschäftigung mit Grenzen durchaus heikel.“ Dabei sind Grenzen so weiterlesen

Frage ich das Leben
Oder: Versuch der Abbitte an Frau Birkhölzer – Oliver Tepel über Andor Weiningers Aquarell „Komposition mit surrealer Landschaft und häuslicher Szene“ (1931, 330 x 335 mm) im Bestand des Kolumba, Köln
Kunst lernen! Es waren jene Zeiten, in denen sich die Berührungspunkte mit Kunst für Jungen auf den Übertrag der Embleme von Fussballvereinen oder Heavy Metal Bands auf diverse Materialien beschränkten, immerhin in einer doch recht ansehnlichen Anzahl verschiedener Techniken. Die Comic Welle der Kinderzeit war weiterlesen

Catwalk
Glamouröse Geister der Dunkelheit – Das Rijksmuseum in Rotterdam zeigt mit „Catwalk“ (bis 16. Mai) eine Auswahl seiner Modesammlung. Oliver Tepel hat sich die Ausstellung angeschaut.
Sie reflektiert das zarte Licht der Deckenstrahler zu einem aufsehen erregenden Funkeln, die kleine metallene Kugel in der Tischvitrine des abgedunkelten Raumes. Neben der Kugel: ein Knochensplitter und noch eine Kugel, ebenfalls rund und noch ein weiteres Knochenartefakt. Kaum vorstellbar, dass sie vor gut 380 Jahren aufgelesen und weiterlesen

Katharina Hinsberg
Oliver Tepel über Katharina Hinsberg „Linie und Schnitt“ in der Galerie Werner Klein, Köln (23.1.-27.2.16)
Die Idee, was Kunst sein könnte, zerfließt bei genauerer Betrachtung. Sie gleicht dem Schicksal einzelner Schneeflocken in der Handinnenfläche. Ändern wir die Bedingungen ein wenig, hören wir auf, zu fragen oder wähnen wir uns im Besitz einer Antwort, bekommen wir unterkühlte Finger, die einen Schneeball halten, in der Hoffnung, er möge fest gepresst einem anderen eine Beule verpassen. Vielleicht weiterlesen

Besprechung
Schalcken
Zweideutig en Detail – Oliver Tepel über Godefridus Schalcken im Wallraf-Richartz Museum, Köln, bis 24.1.16
Gezwungen und genötigt, die Leiber der Unbekleideten. Reiter reißen sie auf ihre Pferde. Das Drama einer Versklavung. Doch mit Blick auf die rosige Haut und die letztlich doch etwas uneindeutige Mimik der Geschundenen, meint der Betrachter: „Zwei Herren geben zwei Damen Reitunterricht“.
Das ist aus Loriots Sketch „Eheberatung“, bei der betrachteten Szenerie handelt es sich um „Der Raub der weiterlesen

Folds in Time
Träumen Stahlplatten von scharfkantigem Samt? Oliver Tepel über Lili Dujourie im S.M.A.K., Gent, bis 4.10.15
Kein Geräusch, außer das Tappen und Quietschen der Sohlen. Keine Aufregung. Doch niemand wirkt beruhigt. Was derzeit in Belgien einige Ausstellungsäume erfüllt, scheint bereits in jenen Videoarbeiten exemplifiziert, mit denen Lili Dujourie Anfang der 70er bekannt wurde. Noch war die Videokunst jung, die Auflösung der schwarz-weißen Bilder grob und das Geschehen so reduziert, als müsse man vom Film vernachlässigtes weiterlesen

Mit Herrn Rancière im Park.
Darf mir eine Skulptur einfach so gefallen? Oliver Tepel vorab über „Köln Skulptur #8“, Skulpturenpark, Köln, Eröffnung 14. Juni 2015
Wenn die Sonne strahlt und eine frühsommerliche Blütenpracht die Wiesen in weiss, rosa und violett schmückt, eröffnet am 14.6. zum achten Mal der Kölner Skulpturenpark mit einer teils neuen Auswahl an Werken. Kurator Thomas D. Trummer, Leiter des Kunsthaus Bregenz, wählte sieben Arbeiten von bislang noch nicht im Skulpturenpark vertretenen Künstlern. Doch nicht von weiterlesen

Die ewige Proklamation des Sündenfalls
Oliver Tepel über Marianne Stokes‘ Tafelbild „Snow White“, 1900, 72 x 95 cm, Mischtechnik, Papier auf Holz im Wallraf-Richartz-Museum, Köln
Ein Schneewittchenschlaf? Viele unterstellen dies der Kunst unserer Tage. Dabei hat sich die Kunst in den letzten Jahren enorm geändert, schnell, drastisch, wahrscheinlich nachhaltig. Nur, man hat es ihr kaum angesehen, weder erblühte rotwangige Lebendigkeit, noch verweste der Korpus. Der allgemeine Wandel erschien als Schrumpfen allenthalben. Sichtbar in der Größe von Speichermedien, spürbar als Bedeutungsverlust weiterlesen