Besprechung
Gabriel Lester – Haegue Yang
Noemi Smolik über „Follies, Mehrfach“ im Bonner Kunstverein, bis 23.11.
Film und Theater zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Betrachter eine andere Wirklichkeit als die eigene vermitteln. Der Zuschauer befindet sich gleichzeitig in zwei Welten: der eigenen als Betrachter und der des filmischen oder theatralischen Geschehens. Mit diesen zwei Realitäten, ihren Wechselwirkungen, Überschneidungen und Grenzen spielt die raffinierte Ausstellung von Gabriel Lester und Haegue Yang im Bonner Kunstverein.
Auf „Follies“, also die kleinen weiterlesen
Tatiana Trouvé
Noemi Smolik über „I tempi doppi“ im Kunstmuseum Bonn, bis 4.5.2014
„350 Points Towards Infinity“ – der Titel dieser zentralen Installation deutet darauf hin, dass es in der Ausstellung um Grenzenüberschreitungen geht. 350 kleine, kreiselförmige Gewichte schweben an Metalldrähten schräg im Raum, als seien die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Tatsächlich sind es im Boden eingelassene Magneten, die in dieser Arbeit die Kräfte beherrschen. Es ist eine von acht Arbeiten, die die in weiterlesen
„Geh und halte den Progress auf“
Malewitsch und die Moderne – ein Missverständnis. Ein Essay von Noemi Smolik aus Anlass der Ausstellung in der Bundeskunsthalle, Bonn
Es ist die erste Ausstellung zu Kasimir Malewitsch, die mit drei ausgestellten Ikonen den Hinweis auf die Verbundenheit des Künstlers mit der russischen Tradition wagt. Und trotzdem vergibt auch diese Präsentation die Chance, Malewitsch vor dem Hintergrund der russischen Geschichte gerecht zu werden. Denn bis heute ist es das westliche Konzept der Moderne, das weiterlesen
Besprechung
Florenz!
Oliver Tepel über „Florenz!“ in der Bundeskunsthalle, Bonn, bis 9. März 2014
Das sehen sie so schnell nicht wieder! – Ein Marktschreier müsste sich ob seiner Verheissungen nicht schämen, auch nicht der Mann im Zylinder, der zum Eintritt ins Kabinett auffordert. Denn sie hätten ja recht: Das sehen sie wirklich so schnell nicht wieder. Es sei, man begäbe sich auf die Reise und selbst in Florenz müsste man sich eine solche Vielzahl an Werken weiterlesen
Marcel Odenbach, Papierarbeiten
Was für ein Bild! Aus dem All-Over der mäandernden Muster und Arabesken schält sich die Kontur eines einladenden Liegemöbels heraus. Breit und behäbig steht es da, unverrückbar und überbordend dekoriert als Oase für süße Träume, wie es einem bürgerlichen Geschmack vor etwa hundert Jahren entsprochen haben mochte. Schimmernde Orientteppiche, in allen Farben schillernde Kissen und Decken aus Chenille – alles hier fließt weich ineinander und würde wohl gänzlich in einem rot-grün-grauen Farbenstrudel versinken, wäre da weiterlesen
Besprechung
Sieht man ja, was es ist
Noemi Smolik über die Editionen der Galerie Erhard Klein im Bonner Kunstverein, 19.2.-5.5.2013
Es ist das Jahr 1970 und man hat mit der Kunst Großes vor: Sie soll helfen, die Gesellschaft zu verändern, sie soll für jeden zugänglich sein. Aber wie, wenn die meisten Kunstwerke für den Normalverdiener finanziell nicht erreichbar sind? Durch Vervielfältigung einzelner Kunstwerke, die dann billig verkauft werden können. Mit diesem Anliegen eröffnet Erhard Klein, ein gelernter Buchhändler, in einem Bonner weiterlesen
Besprechung
Welt am Draht – Die Videonale 14
Harald Uhr über die Videonale 14 , Bonn, bis 7. April
Strippenzieher allererster Güte müssen hier am Start gewesen sein. Dieser Eindruck jedenfalls stellt sich beim Gang durch die Ausstellung der diesjährigen 14. Ausgabe der Videonale im Kunstmuseum Bonn unversehens ein. Kabel- und Stahlverdrahtungen wohin das Auge reicht. Das ganze Gedärm der Monitore, Lautsprecher, Leinwandscreens und Abspielgeräte hängt offen über unseren Köpfen, als Sinnbild der Abhängigkeiten von allem und jedem, vor allem aber augenscheinlich weiterlesen
Sammeln im Geiste der Demokratie
Oliver Tepel über „Nur hier“, Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland in der Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland , Bonn, bis 14. April
Eine Kaskade farbigen Stoffs begrüßt den Besucher. Michael Beutlers „Carpet“ (2009), ein überdimensionierter Vorleger aus gerollten Flicken. So schmückend wie verwirrend in seinem Ausmaß. Überfrachtung der Sinne und Rätsel zugleich – Der Staat zeigt seine Neuerwerbungen der Jahre 2007 bis 2011. „Nur Hier“ nennt die Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in weiterlesen
Besprechung
Mission: Kunststaat statt Staatskunst
„Nur hier“, Sammlung zeit- genössischer Kunst der Bundes- republik Deutschland in der Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn, bis 14. April
„Hier ist das Geld, jetzt machen Sie mal was damit!“ Wahrscheinlich war das nicht der Wortlaut, mit dem Anne-Marie Bonnet, Hans-Jörg Clement, Yilmaz Dziewior und Ingrid Mössinger in ihr Amt eingesetzt wurden. Ihre Aufgabe läuft aber ungefähr auf diesen Imperativ hinaus. Denn dieses Team aus einer Professorin, zwei Museumsleuten und einem Stiftungsvertreter weiterlesen
Von der Werkstatt ins Labor
Ein persönlicher Rückblick auf kunstkritische Züchtungsversuche in Bonn und Düsseldorf
Einst Werkstatt, nun Labor – die Zeiten ändern sich. Als ich 2008 an der ersten „Werkstatt Kunstkritik“ in der Bonner Montag Stiftung teilnahm, schien das Wort „Werkstatt“ auf das viel beschworene „Elend der Kunstkritik“ anzuspielen. Der Motor der Kritik stotterte, eine Diskursreparatur war dringend nötig. So zumindest lautete die Diagnose von Christian Demand, der 2008 als Referent bei der von Noemi Smolik initiierten weiterlesen