Kunst als win-win Situation
Kunst kaufen reicht ihm nicht: Der Düsseldorfer Sammler Gil Bronner saniert Industriebauten für die Kunst. Sammler aus NRW – Eine Serie von Patricia Susana Schnurr und Marion Ritter
Karl Valentins Ausspruch, dass Kunst nicht nur schön sei, sondern auch viel Arbeit mache, würde Gil Bronner vermutlich sofort unterstreichen. Eigentlich sind wir mit dem Düsseldorfer Immobilien Entwickler in dessen Büro verabredet, um mit ihm über seine Sammlung zu sprechen. Schon hier stehen und hängen dicht an dicht Bilder, Objekte und Editionen, die mit ihren Widmungen erkennen lassen, dass der Sammler in zweiter Generation so wie sein Vater eine enge Beziehung zu den Künstlern hat. Mehrere hundert Werke, insbesondere Arbeiten junger deutscher oder in Deutschland arbeitende Künstler umfasst die private Sammlung, die einen Schwerpunkt auf die Malerei setzt. Während Bronners Eltern wichtige Positionen der klassischen Moderne sammelten sucht der Sohn den Kontakt mit der ganz jungen Künstlergeneration.
Doch noch während uns Gil Bronner erzählt, wann ihm das Sammlerherz aufgeht – „Der erste Augenblick ist besonders wichtig, allerdings versuche ich mir auch, wenn möglich einen Eindruck vom Gesamtwerk der Künstler zu machen“ – zückt er auch schon die Pläne für sein neuestes Projekt. Denn der Kunstkauf alleine reicht dem 49jährigen schon lange nicht mehr. Industriebauten und deren Sanierung für die Kunst und angrenzende Kreativzweige sind zu Bronners Steckenpferd geworden:
Ein Atelierhaus der ehemaligen Leitz-Werke in der Düsseldorfer Walzwerkstraße mit rund 70 Künstlerarbeitsräumen plus den eigenen Ausstellungsraum Philara gibt es seit 2007. Ein Atelierhaus an der Deutz-Mülheimer Straße in Köln für mehr als 40 Künstler entstand 2011. Im Düsseldorfer Stadtteil Flingern, auf dem Gelände einer ehemaligen Glasfabrik arbeiten schon jetzt auf Bronners Initiative hin Künstler, Agenturen und die Filmwerkstatt Düsseldorf. Die angrenzende Halle der Glaserei möchte er in eine private Kunsthalle umbauen.
Wir schlackern bei so vielen Großprojekten mit den Ohren, aber rechnen sich solche Investitionen oder drückt man da auch mal uneigennützig für die Kunst ein Auge zu? „Mit Sozialprojekten für die Kunst hat das nichts zu tun“, betont Bronner. „Es ist eine klare win-win Situation in Zusammenarbeit mit den Städten.“ Denn die Mieteinnahmen sind zwar gering, dafür aber langfristig von der Stadt abgesichert“, erklärt er und schwärmt: „Die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt in Düsseldorf ist hervorragend“. Verständlich, dass die Stadt seine Arbeit unterstützt, schließlich kommen dank Bronners Sanierungen den Künstlern Ateliers und Ausstellungsräume zugute, die eine Stadt alleine nicht mehr stemmen kann. Gerne opfert er für solche Projekte auch die wenige Freizeit, verhandelt monatelang mit den Eigentümern der Grundstücke, setzt sich mit der Politik auseinander.
Den Spaß hat er aber weiterhin an der Kunst und allem was dazu gehört. Vor allem an dem jungen Programm im Ausstellungsraum Philara, wo er Künstlern die Carte Blanche für ihre Ausstellungen erteilt. „Die Künstler die ich zeige, sind diejenigen, die in meinen Augen mehr öffentliche Wahrnehmung verdient haben. Mir ist es egal, ob sie erfolgreich sind oder nicht.“ Anmaßend fände er es, den Künstler dann in das reinzureden, was sie zeigen möchten. Bekannt sind viele der Künstler, wie etwa Manuel Ocampo, Ruprecht von Kaufmann, Jana Gunstheimer oder Melissa Gordon dennoch bereits, doch hilft die Ausstellungsmöglichkeit des gut vernetzten Sammlers mit Sicherheit zum wichtigen nächsten Schritt. Und alle der hier gezeigten Künstler finden sich auch in der Sammlung Bronner wieder.
Die Leidenschaften von Bronner Junior scheinen mit den Aktivitäten der Eltern eine starke Symbiose zu bilden, das zeigt sich nicht nur an der gemeinsamen Liebe zum Sammeln und dem partnerschaftlich geführten Büro von Vater und Sohn. Seit 2008 unterstützt die Familie, gemeinsam mit der Kunststiftung NRW, mit der „Bronner Residency“ auch den künstlerischen Austausch zwischen Tel Aviv und Düsseldorf. Zur Zeit zeigt das KIT die über ein Juryverfahren ausgewählten Stipendiaten beider Städte, darunter Giulia Bowinkel und Friedemann Banz, Andreas Golinski und Gesine Grundmann.
Dass nun zunehmend auch die größere Kunstöffentlichkeit und insbesondere die Presse auf den tatkräftigen Kunstliebhaber aufmerksam wird, sieht dieser eher skeptisch, und gegen die üblichen Sammler-Klischees des Kunst-Rummels wehrt er sich entschieden. Viel Zeit für repräsentative Aufgaben bleibt ihm schließlich auch nicht, denn das übernächste Großprojekt ist vermutlich schon in der Planung. Man darf gespannt sein!
Sammlung Philara
Walzwerkstraße 14
40599 Düsseldorf
info@philara.de
Aktuell: Diango Hernández (bis 1.4.2012).
KIT: Bronner Residency (bis 9.4.2012)