Anna K.E. "A Bandit from the Brick Factory"

Anna K.E. „A Bandit from the Brick Factory“


Figge von Rosen Galerie, Köln, bis 25.1.2014

Zunächst glaubt man, in die Aufbauarbeiten zu einer Ausstellung geraten zu sein: Gestelle aus Holzlatten, die ihren endgültigen Platz noch nicht gefunden zu haben scheinen, verstellen den Weg. Doch die drei lose hintereinander stehenden Konstruktionen haben eine Funktion: Sie bilden Stillagen für groß formatige Zeichnungen von Anna K.E. Die Ausstellung der der jungen, aus Georgien stammenden, heute in New York lebenden Künstlerin bei Figge von Rosen ist eine komplexe Installation, die skulpturale Raumobjekte, Zeichnungen und projizierten Bildern umfasst.

Anna K.E. präsentiert uns ihre Arbeiten auf Augenhöhe und darunter. Mit vor ihren Bildern gelagerten Dachlatten lädt sie jeweils einen Betrachter zum Sitzen und intimen schauen ein. Bequem ist das nicht aber Anna K.E. geht es eben immer auch um die körperliche Arbeit im Dialog mit dem Raum und der Kunst. So zeigt ein Video die Künstlerin, wie sie in ihrem Atelier mit nacktem Oberkörper, behangen mit einer schweren, an ein Bettgestell erinnernde Holzkonstruktion behangen den berühmten Solopart des „sterbenden Schwanes“ aus Piotr Tschajkowskis Ballettstück tanzt. Gekonnt, denn Anna K.E. ist ausgebildete Tänzerin, imitiert sie mit ihren Armen den Flügelschlag, geht zu Boden, steht auf, versucht immer wieder der Leichtigkeit der Choreographie trotz des an ihr hängenden Gewichtes gerecht zu werden, bis sie schließlich erdrückt von der Schwere in sich zusammensackt. Ein absurdes Unterfangen dieses Bemühen, inmitten eines mit großem Zeichentisch zugestellten Ateliers und behängt mit sperrigem Ballast ein solches Ballettstück aufzuführen. Diese Tanzpartie ist nicht der erste Film von Anna K.E., der auf die Figur des Sisyphos anspielt, allerdings, wie ihn Albert Camus in seinem 1942 geschriebenem Buch „Der Mythos des Sisyphos“ verstand: als durchaus glücklichen Menschen.

Mit dem Sisyphos Mythos setzt Anna K.E. ihre Auseinandersetzung mit der modernen Überlieferungen fort, die sie bereits in ihrer ersten Ausstellung bei Figge von Rosen zur Beschäftigung mit modernistischer Architektur und der Zeichensprache der Moderne geführt hat. Von dieser Auseinandersetzung zeugen in dieser zweiten Ausstellung die riesigen Zeichnungen, die eine Mischung sind aus abstrakten Formen, die an Wanddekorationen der 50 Jahren erinnern und mit ihren kindlich spontan anmutenden malerischen Gesten in der Tradition des abstrakten Expressionismus stehen. Auch sie sind, wie die großen Bilder der Expressionisten, auf dem Boden liegend gezeichnet, davon zeugen die Fuß- und Schuhabdrücke. Der erzählerische Titel „I Suppose My Doctor Is Dead.“
hingegen verrät, dass es sich hierbei nicht um modernistische Zeichnungen handelt.

Anna K.E.s Auseinandersetzungen mit Architektur finden in ihrer Videoinstallation „Multiple Keyholes“ von 2013 eine starke Fortsetzung. Projeziert im Untergeschoss der Galerie auf Stirnwand und die seitlichen Wände ist ein und derselbe Film: in der Mitte in seiner vollen Länge, links einzelne Standaufnahmen, rechts die Schlussszene. Der Bildausschnitt zeigt ein riesiges Fenster. Es ist das Fenster in Annas K.E.s New Yorker Atelier, das mit seinen zahlreichen Eisensprossen ein riesiges Gitter bildet. Schwarz gekleidet bildet Anna K.E. mit ihrem Körper langsam und bedächtig die Formationen des Fensters nach. Schlangeartig legt sie sich um jede schwarze Einrahmung der Glasscheiben. Es hat etwas Magisches, Zauberhaftes, man könnte Stunden den Biegungen des Körpers dieser Künstlerin zusehen, doch plötzlich, ein falscher Schritt und sie stürzt, rollt über das Sofa und landet auf dem Boden des Ateliers. Es ist die Schlussszene, die rechts ununterbrochen wiederholt wird, während sich auf der Stirnwand schon wieder die Umrisse ihres Körpers vor dem Fenster abzeichnen. Wie es sich eben für einen glücklichen Sisyphos gehört.


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