Palmyra: Was bleibt?
In unserer neuen Serie „Aus dem Wallraf“ stellt das Team des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln ausgewählte Stücke der Sammlung vor, kommentiert seine Ausstellungen oder berichtet über den aktuellen Stand der hauseigenen Forschung. Den Auftakt macht Dr. Thomas Ketelsen, Kurator der Ausstellung „Palmyra: Was bleibt?“ (zu sehen im Graphischen Kabinett, bis 8.5.):
„Ob der französische Künstler Louis-François Cassas (1759-1827), der sich 1785 für knapp einen Monat in Palmyra aufhielt, um die dortigen antiken Tempel und Baudenkmäler sehr genau zu „verzeichnen“, ob also Cassas seine über 70 Bauzeichnungen selbst abschließend noch schwarz umrandet hat, wissen wir nicht genau. Es könnte auch sein, dass diese Rahmungen erst nachträglich durch seine Verleger oder gar Sammler auf den großformatigen Blättern angebracht wurden. Aber das ist heute unwichtig: Denn für mich sind mit der totalen Zerstörung dieser von Cassas gezeichneten palmyrenischen Baudenkmäler durch den IS, man denke nur an die Sprengung des berühmten Bel-Tempels am 30. August letzten Jahres, seine Zeichnungen von einem Tag zum anderen zu Todesbotschaften aus der Vergangenheit geworden. Die schwarz gerahmten Darstellungen der Monumente, die 1980 zum Weltkulturerbe erklärt worden waren, scheinen bereits ihre Zerstörungen zu betrauern. Als Trost aber verhindern Cassas‘ wunderbare Zeichnungen auch, dass wir Palmyra vergessen werden.“
Artikelbild: Louis François Cassas, Turmgrab des Iamblik, Ansichten und Schnitte der Fassadennische, Feder in Schwarz, laviert und aquarelliert, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln