Besprechung Nicht verpassen: Unsere Highlights zur Art Cologne

Besprechung
Nicht verpassen: Unsere Highlights zur Art Cologne



Mit dem Eröffnungsgong der Kunstmesse läuten die Kölner Galerien und Kunsträume der Region auch die Frühjahrssaison ein. Um das internationale Publikum, das für einige Tage in der Stadt ist wird in diesem Jahr wieder kräftig gebuhlt: Es winken Ausstellungen mit etablierten Künstlern und verheißungsvollem Nachwuchs, ambitionierte Kuratoren-Projekte, ungewöhnliche Orte – und natürlich ein geselliges Abendprogramm. Unsere Tipps vorab:

Gelitin und Siggi Hofer
Auf der Biennale in Venedig ließen sich die fünf Österreicher in Anzügen gekleidet und mit Aktenkoffern ausgestattet vor geschockten Passanten in die Kanäle fallen. Aus ihrem Atelierfenster im 91. Stockwerk des World Trade Centers stiegen sie nach monatelanger Materialschmuggelei ins streng bewachte Gebäude auf einen selbstgebastelten Balkon hinaus. In der Temporary Gallery zeigen Gelitin mit »Puttana cadente« eine neue Werkserie mit Spaß-Garantie. Die Galerie Meyer Kainer ist während der Art Cologne zu Besuch in den Räumen der Miet-Galerie und hat neben Skulpturen der Chaos Künstlergruppe auch eine architektonisch strukturierte Installation von Siggi Hofer im Gepäck, die assoziativ um Fragen nach der Entstehung und Rekonstruktion von Identität kreist. Servus wir sind gespannt!
Temporary Gallery, Mauritiuswall 35, Di-Fr 12-18, Sa 12-16 Uhr, 14.4.-7.5., EÖ 13.4., 20 Uhr

Johannes Wohnseifer
Nach der Winterpause startet die Simultanhalle nun wieder voll durch. Im jetzt siebenköpfigen Kuratoren-Team geht es für den einstigen Modellbau für das Museum Ludwig nun bereits ins 25. Jubiläumsjahr. Den Auftakt dazu macht eine Ausstellung des Kölner Künstlers Johannes Wohnseifer. Der 1967 geborene, ehemalige Assistent und Freund Martin Kippenbergers bedient sich Strategien aus der Popkultur, aus Werbung und Design und verarbeitet so in unterschiedlichen Medien Historisches, Politisches, Autobiographisches und Fiktionales. Die Simultanhalle nutzt er als Projektionsfläche für eine Form von Geschichtswahrnehmung, in der populäre Phänomene wie Hollywoodfilme und spektakuläre Popkonzerte untrennbar mit dem persönlichen Erleben verwoben sind. Wie wir Johannes Wohnseifer kennen, wird das eine clevere und stylische Schau werden.
Simultanhalle, Volkhovener Weg 209-211, Sa+So 14-18 Uhr u.n.V., Tel. 91 24 90 35, 17.4.-21.5., EÖ 16.4., 19 Uhr


Vija Celmins
Melancholie, Ortlosigkeit und Sehnsucht schwingen mit in den Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken der 1938 in Riga geborenen und jung nach New York immigrierten Vija Celmins. Das Museum Ludwig eröffnet zur Art Cologne eine Ausstellung der Grand Dame des Photorealismus. Die zentralen Motive, die sie seit den späten 1960er Jahren wählt – bewegte Meeresoberfläche, Nachthimmel mit Sternen, Wüste mit kleinen Steinen und zartes Spinnennetz – sind faszinierend detaillierte und immer unbegrenzte Ausschnitte, für die sie international geschätzt wird. Mal leichte, mal schwere Strukturen und Oberflächen in schwarz, grau und weiß, die meist auf einer photographischen Vorlage basieren und an denen sie über Monate hinweg arbeitet. Das Museum hat über 60 Werke der hierzulande nicht ganz so bekannten Künstlerin zusammen getragen, um erstmals einen umfassenden Einblick in Technik und Entwicklung ihrer Studien zu geben. Eine Ausstellung also, die in ihrer Akribie auch bestechend die Grenzen von Photographie und Malerei auslotet.
Museum Ludwig, Di-So 10-18 Uhr, 1. Do im Monat 10-22 Uhr, 15.4.-17.7., EÖ 14.4., 20 Uhr


Bela Kolárová & Lucie Stahl
Claus Richter »Millions of Lights«
Ein spannender Dialog über die Grenzen der künstlerischen Medien: In ihren Fotogrammen und Röntgenogrammen entwickelte die tschechische Künstlerin Bela Kolárová (1923-2010) die Fotografie als abstraktes Medium weiter. So presste sie etwa natürliche Stoffe und Lebensmittel in Paraffin und benutzte sie bei der Belichtung des Fotopapiers unmittelbar als Negativ. Ihren Assemblagen aus eigenen Haar, Make-up und Schreib- und Haushaltsobjekten wurde später Ruhm, etwa auf der Documenta 12, zuteil. Lucie Stahl (*1977) bedient sich in ihren aktuellen Plakatbildern eines zeitgenössischen fotografischen Verfahrens: Sie arrangiert scheinbar zufällig Alltagsobjekte, wie Gewürze, Flüssigkeiten, Krawatten, Frauenmagazine oder Autoreifenfelgen auf einem Scanner und gießt die daraus resultierenden Inkjet-Prints in Polyurethan ein – humorvolle Kommentare auf gesellschaftliche und politische Ereignisse und die Hysterie, die der künstlerischen Produktion unterliegt.
Parallel dazu errichtet Claus Richter im Archivraum des Kunstvereins aus seiner Spielzeugsammlung einen Theme-Park, der uns eintauchen lässt in die verlockenden Welten von Disneyland, Phantasialand und die Studios von Hollywood.
Kölnischer Kunstverein, Di-Fr 13-19, Sa+So 12-18 Uhr, 14.4.-30.5., EÖ 13.4., 19 Uhr


»Collaborations«
Vorfreude auf eine Konstellation, die wir so noch nicht kennen: Die Halle Zehn zeigt eine Ausstellung der Atelier Stipendiaten des Kölnischen Kunstvereins. Auf den Schulterschluss von Owen Gump, Hofmann & Lindholm, Uschi Huber, Katharina Jahnke, Kristina Leko, Jugoslav Mitevski, Oliver Tepel, Mark von Schlegell, Anja Sopic, Jozsef Szolnoki , Pipo Tafel, Shigeru Takato sind wir gespannt. Gezeigt werden unter anderem Malerei, Zeichnung, Skulptur, Photographie, Film und Literatur.
Halle Zehn / CAP Cologne e.V., Clouth-Gelände, Xantener Str. Tor 4, Do-So 15-19 Uhr u.n.V. Tel. 0177-763 02 14, EÖ 8.4., 19 Uhr, Empfang 16.4., 19 Uhr

Matt Mullican
Während rund 20 Studierende und Absolventen der KHM in einer Ausstellung auf der Art Cologne ihre Arbeit präsentieren, hält Matt Mullican die Stellung in der Medienhochschule. Der amerikanische Künstler mit Wohnsitz Berlin spricht hier mit Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Prof. Matthias Müller, Dr. Karin Harrasser über sein Universum von Kategorisierungssystemen, die er mittels Zeichnungen, Plänen, Collagen, Fotografien und Objekten schafft. Einmal mehr erfreut uns mit diesem Termin das Programm der KHM!
Aula der Kunsthochschule für Medien, Peter-Welter-Platz 2, 13. April, 18 Uhr
KHM-Sonderausstellung auf der Art Cologne, 13.4.-17.4., EÖ 12.4., 17–21 Uhr,

Galerieeröffnungen
Die Kölner Galerien sind sich größtenteils einig, wenn es um Eröffnungstermine geht: Am 13.4. ab 18 Uhr laden sie zum abendlichen Rundgang ein und präsentieren ihre Favoriten. Wir lassen uns vom viel versprechenden Programm überraschen und freuen uns schon einmal vorab auf R.H. Quaytman bei Daniel Buchholz, neue Bilder von Laura Owens bei Capitain und Mel Chin bei Thomas Rehbein. Auch der Besuch bei Schmidt & Handrup (Timo Seber) und Zero Fold (Christian Aberle, Damien Deroubaix, Yannick Vey u.a. + Mikrobar mit DJs und Drinks 13.-15.4., 21-1 Uhr) lohnt sicherlich. Eine spannende neue Reihe, „Haus im Süden“, die Michael Wiesehöfer gemeinsam mit und bei Marc Boucherie präsentiert, findet mit der Ausstellung von Diango Hernandez ihren Auftakt. Eva Winkeler eröffnet eine Gemeinschaftsausstellung von Matthias Meyer und Eske Schlüters übrigens bereits am 11.4. (18-21 Uhr).

»bodily functions«, eingeladen von Volker Saul
Für die Gruppenausstellung im Kunstverein Koelnberg hat der in Köln lebende Künstler Volker Saul Künstlerkolleginnen und -kollegen eingeladen, deren Werk er seit längerem – ohne sie persönlich zu kennen – verfolgt und verehrt. „Es sind Werke, die ich durchaus vielleicht selber gerne einmal gemacht hätte“. Jetzt treten sie in Dialog miteinander und man wird sehen, welche Schnittmengen in der Ästhetik, in der thematischen und bildkonzeptionellen Formulierung durch die direkte Gegenüberstellung sichtbar werden. Versammelt sind sieben Positionen mit Zeichnung (Mark Booth, Volker Saul), Malerei (Mojé Assefjah, Elizabeth Cooper, Chuck Webster), Bildhauerei/Installation (Venske & Spänle, Volker Saul, Mark Booth) und Video (Chris Newman).
Kunstverein Koelnberg, Aachener Strasse 66, Do-Fr 18-20 Uhr, Sa 14-18 Uhr u.n.V. Tel. 0178-526 33 18, 14.4.-7.5., EÖ 13.4., 18 Uhr, Manos Tsangaris »Spirit!« (Text + Sound Performance), 16.4.,18 Uhr


Videonale 13
46 Videoarbeiten hat das Festival für zeitgenössische Videokunst aus 1.760 Einreichungen ausgewählt. Phuttiphong Aroonpheng, Janet Biggs, Keren Cytter, Tessa Knapp, Johanna Reich – diese Namen aus der Künstlerliste geben einen Vorgeschmack auf das internationale und hochkarätige Spektrum, das uns im Kunstmuseum Bonn erwartet. Wir freuen uns drauf.
Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2, Di-So 10-18, Mi 10-21 Uhr, 15.4.-29.5. EÖ 14.4., 20 Uhr

Sherrie Levine
2010 kaufte die Jablonka Galerie die ehemalige Kirche St. Ursula in Hürth bei Köln und renovierte den Gottfried Böhm Bau von 1954 aufwändig. Neue Glocken wurden gegossen, das Glockenspiel komponierte Philip Glass, der Garten wurde von Piet Blanckaert gestaltet. Unter dem neuen Namen Böhm Chapel wird der ca. 400 qm große Innenraum der Kapelle, der vollständig mit Tageslicht auskommt, der zeitgenössischen Kunst gewidmet. Nach Terrie Winters, der mit neuen Bildern den Auftakt machte, zeigt Sherrie Levine den „Chrystal Skull“ in 12 facher Ausfertigung sowie 12 monochrome Mahagonitafeln.
Jablonka Galerie, Böhm Chapel Hürth, Hans-Böckler-Straße 170, 50354 Hürth Kalscheuren, Sa, So 11-16 Uhr u.n.V., Tel. 49-221-240 34 26, info@jablonkagalerie.com, EÖ 10.4., 11 Uhr, Glockenspiel von Philip Glass um 12 Uhr


tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,