Kerstin Brätsch & DAS INSTITUT (NICHTS, NICHTS!)

Kerstin Brätsch & DAS INSTITUT (NICHTS, NICHTS!)


Kölnischer Kunstverein, Hahnenstraße 6, 50667 Köln, bis 20.3.


Die poppige Malerei, die in ihren riesigen Edelholzbilderrahmen lässig an der Fensterfront zur Hahnenstraße lehnt, ist selbst für die vorbeifahrenden Autos ein Hingucker: Für Kerstin Brätsch & DAS INSTITUT ist der Ausstellungsraum des Kunstvereins eine Vitrine, in der sie offensiv Werbung für ihre Produkte betreiben. Malerei als Ware zu präsentieren ist künstlerische Praxis der in New York ansässigen, 1979 geborenen Brätsch, die, oft gemeinsam mit Adele Röder, mal unter eigenem »Label«, mal als Agentur für Import und Export firmiert.

In ihrer ersten großen Einzelausstellung in Deutschland geraten malerische Motive vor lauter In-Fragestellung von künstlerischen Identitäten, Produktionstechniken und Präsentationsformen in den Hintergrund. Kunst wird hier auf seine Funktion innerhalb des Kunstbetriebs sondern auch auf seine Anwendbarkeit hin überprüft. In den »Parasite Patches« etwa können digital gestrickte Motive (jeder Pixel eine Masche) per Druckknopf ans T-Shirt oder die Bluse angebracht werden. Käufer dieser modischen Stücke können in einem dicken Musterbuch Abstraktes auswählen oder sich für diverse Corporate Identity Motive rund um die Kollaboration – Porträts der Künstler, Schriftzüge, Logos – entscheiden.

Dass für die international angesagte Brätsch & Co. die Malerei eher Muster und Kulisse als singuläres Werk ist, zeigen sie nicht nur mit der gekonnten aber beliebig wirkenden Aneignung zahlreicher Stile und Arbeitsweisen aus der jüngeren Kunstgeschichte – von Malewitsch bis Warhol, von Jutta Koether bis Liam Gillick. Mit riesigen transparenten »Farbfiltern« bieten sie zudem ständig neue Perspektiven auf ihre Werke oder hängen Posterdrucke unvermittelt neben die Pinselstriche.


Diese Kunst verwehrt sich entschieden den Begriffen Aura, Meisterwerk oder Expressivität und lässt sich wohl treffender mit Prinzipien aus der Welt der Wirtschaft beschreiben: Industrielle Produktion, Flexibilität, De-Hierarchisierung. Nur: Welche Rolle spielen wir hier als Betrachter? Ist es Absicht, dass wir vor lauter »Meta-Malerei« nicht mehr wissen, was Sache ist? Dass hier nichts und niemand mehr greifbar ist? »Nichts, Nichts!«) lautet der Ausstellungstitel. Wir werden das Gefühl nicht los, in die Fänge einer Briefkastenfirma gelockt worden zu sein.
Originaltext erschienen in Stadtrevue, Ausgabe 3/2011


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