Besprechung DC Open

Besprechung
DC Open


Bereits zum fünften Mal machen Anfang September die gemeinsamen Eröffnungen rund 50 Kölner und Düsseldorfer Galerien gemeinsam auf sich aufmerksam. Einige Trends zeigen sich an diesem Wochenende voller Ausstellungen, Presseerklärungen, Künstlergesprächen, Performances und Filmvorführungen: In Köln sticht das Interesse an einer Abstraktion der Moderne ins Auge, in Düsseldorf ist Malerei und ihre Erweiterung nach wie vor Thema. Und der Galerienrundgang bietet auch einige Entdeckungen.

Florian Pumhösl ist bereits ein Klassiker auf diesem Gebiet der Aufarbeitung der modernen Abstraktion. Seine neuen Arbeiten sind in beiden Räumen der Kölner Galerie Buchholz zu sehen: fünf schwarze horizontale und zwei vertikale Linien in einem speziellen Verfahren auf Gipsplatten gedruckt, jeweils in drei verschiedenen Größen. Wie fast immer geht auch diese Serie auf einen der Vertreter der Abstraktion, diesmal auf László Moholy-Nagy und sein Vergrößerungsverfahren zurück. Angebracht sind die Arbeiten nach bestimmten Regeln, so dass es sich eigentlich auch um eine räumliche Installation handelt. Pumhösls Arbeiten sind auch dieses Mal intelligente Kommentare von oft verblüffender Kargheit. Wunderbar auch die Entwürfe des Buchgestalters Paul Bonet (1889–1971), mit Covern, die er unter anderem für Gallimard entwarf und die Pumhösl nun seinen Arbeiten gegenüber stellt.

Minimalistisch, fast schon puristisch ist auch die Doppelausstellung in der in Köln neu eröffneten Galerie Jan Kaps, die zwar beim „DC Open“ offiziell nicht teilnimmt, jedoch durch ihre Anwesenheit zur Bereicherung beiträgt. „A Show About Painting“ ist der Titel der Ausstellung, die je ein flaches viereckiges Flugzeugsteil von Michail Pirgelis einer ähnlich großen Leinwand mit einem farbigen Strich von David Ostrowski gegenüberstellt. Wann wird ein Bild zum Objekt und umgekehrt, ist eine der Fragen, der diese Gegenüberstellung nachgeht.

Eine Entdeckung ist die Künstlerin Stephanie Stein in der Kölner Galerie Natalia Hug. Minimalistischer geht’s nicht; ein Faden schräg vor einer Wand gezogen, der in der Mitte durch einen Holzstift gestützt wird, wirft Schatten, nein, der Schatten ist an die Wand gezeichnet; um Illusion geht es hier, warum Steins karge Installationen eine direkte Herausforderung des traditionellen Minimalismus sind, dem es gerade darum ging, die Illusion aus der Kunst zu verbannen. Auch der in Mexiko lebende Künstler Jose Dávila geht, wie seine Objekte in der Kölner Galerie Figge von Rosen zeigen, dem Formvokabular des Modernismus nach und setzt so eine Auseinandersetzung fort, die in Südamerika bereits vor 50 Jahren der Brasilianer Hélio Oiticica begonnen hat.

Ein der Höhepunkte in Köln war die Performance der in Los Angeles lebenden Künstlerin Stephanie Taylor bei Nagel Draxler. Inmitten ihrer Installation, die aus Fotos, Objekten und gemalten Bildern besteht und Sprache als ihr Ausgangspunkt hat, fand ein Sprechgesang, fokusiert auf bestimmte Worte und von den Klängen eines Violoncello begleitet statt, der in seiner Konzentriertheit an gregorianische Gesänge erinnerte.

Malerei gibt es ebenfalls in Köln; Gisela Capitain zeigt Arbeiten von Günther Förg, Schmidt Maczollek in der Südstadt bietet Bilder des Amerikaners David Reed an, beide Künstler setzen sich in ihrer Malerei bereits seit Jahren mit dem Erbe der Moderne auseinander.

In Düsseldorf gibt es hingegen eine Entdeckung, die einen neuen Trend in der Malerei ankündigt: die Ausdehnung des Mediums Malerei nicht nur in den Raum, sondern auch in die Zeit. Wie das geht, zeigt die junge aus Riga stammende und zur Zeit in Paris lebende Malerin Daiga Grantina bei der Galerie Max Mayer. Auf Aluminiumplatten, die mit lila Tinte bemalt sind, projiziert sie von ihr selbst mit einer Super 8 aufgenommene, jedoch digital aufgearbeitete Bilder, die ein sich ständig änderndes „Gemälde“ mit dem auf der Projektionsfläche Gezeichneten eingehen. Auch die Düsseldorfer Galerie Van Horn zeigt Malerei: graphisch aufgearbeitete Muster von fröhlicher Farbigkeit, die von der Amerikanerin Joanne Greenbaum stammen.

Höhepunkte in Düsseldorf sind die Filminstallationen des jungen Engländers Ed Atkins in der Julia Stoschek Collection. Sie werden zusammen mit den Filmen und Collagen der kalifornischen Künstlerin Frances Stark gezeigt. Atkins, dessen künstlerisches Interesse an Sprache ihn mit den Arbeiten Starks verbindet, untermalt eigene Texte von oft sehr intimen Charakter mit computergenerierten Bildern. In der Zweikanal–Videoinstallation „Us Dead Talk Love“ von 2012 etwa entstehen Bilder, die man so noch nicht gesehen hat und die viele Fragen aufwerfen: In welchen Verhältnis stehen diese Bilder zur Wirklichkeit und sind wir dabei, dank des digitalen Bildes, die Wirklichkeit zu verlassen und eine andere – aber welche – zu betreten?


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