Besprechung Hotel International

Besprechung
Hotel International


Die Idee der Galerie Warhus Ritterhaus, mit „Hotel International“ Köln für ein Wochenende zum internationalen Treffpunkt zeitgenössischer Kunst zu machen, ging auf. Drei Tage mit viel Euphorie, guter Laune und Aufbruchstimmung liegen hinter uns. Junge Künstler, junge Sammler, junge Galeristen und jede Menge Besucher.

Luisa Rittershaus und Alexander Warhus luden für „Hotel International“ Galerien ein, einen durch sie vertretenen Künstler oder eine Künstlerin zu zeigen. Mit dabei waren Galerien aus Amsterdam, Wien, London, Tokio, Cape Town und sogar aus Prag, einer Stadt, die sich bisher im Galeriegeschäft eher zurückhaltend zeigte. Der Ausstellungsort war weder Galerie noch Ausstellungsinstitution, sondern das Marsil Hotel in der Kölner Innenstadt. Ein gemütliches, etwas nostalgisch eingerichtetes altes Haus, mit einem engen Treppenhaus, das im Erdgeschoß eine kleine Bar betreibt. Geführt wird das Hotel von Cyrus C. Halabian und Frank Schmitz, die sich mit vollem Enthusiasmus an dieser Aktion beteiligten und während der Eröffnung dem Bierdurst der Besucher kaum nachkommen konnten.

Zu sehen gab es einiges: Filme, Fotografien, Skulpturen, Collagen und auch Bilder. Verteilt auf die einzelnen Gästezimmer dienten die Kunstobjekte manchmal als geschickte Dekoration, die schon immer zur Einrichtung zu gehören schien, manchmal griffen die Künstler gewagt oder weniger gewagt in den Raum des Gästezimmers ein. So der von der Wiener Galerie Krinzinger Projekte vorgestellte Linus Riepler.

Er baut sonderbare Objekte, die eine Funktion suggerieren, in Wirklichkeit aber absurde Vorrichtungen sind. Etwa die Installation „hinterm Hügel“ im Hotel Marsil: Auf einem Brett hintereinander aufgestellte Holzplatten, an deren Seiten Räder befestigt sind, die jedoch nicht fahren können. Stattdessen stand dieses Fahrgestell aus dem Jahre 1913 „Auto (hinterm Hügel)“ wie geparkt auf dem Doppelbett des Gästezimmers. Wunderbar auch die blau bemalten, aus Holz ausgeschnittenen Wellen, die über das schwerfällige lederne Sofa krochen.

Matyas Chochola, der von der Prager Galerie Svit vertreten wird, baute überall, wo im Zimmer Platz war, seine Sockel aus Stahlröhren auf, die Marmorplatten mit modernistisch anmutenden Skulpturen aus Ton oder Beton trugen. Die aus Ton und Beton gebastelten Skulpturen wirkten unbeholfen und spannungsgeladen auf den minimalistisch eleganten Sockeln. „Postobjects“ nennt Chochola diese 2013 entstandenen Skulpturen.

Die Galerie Warhus Rittershaus stellte Werke von Martin Weidemann vor. Große Bilder, die eigentlich keine Bilder sind, sondern auf der Leinwand aufgeklebte farbige Papierfetzen; schwarze zackige Formen, die mit einer U-Form aus rotem Papier überdeckt werden. Collagen, die in ihrer großzügigen Abstraktion an die Malerei der amerikanischen abstrakten Expressionisten zumal an die von Clifford Stil erinnern.

Auch die japanische Malerin Hiroko Yamji, die die Galerie Nanzuka aus Tokio im Gepäck hatte, setzt sich mit dem formalen Erbe der Moderne auseinander. Ihre farbigen, souverän gemalten Bilder auf Leinwand vereinen in sich die Malfreude eines Henry Matisse und die Exaktheit japanischer Tuschzeichnungen.

Zeitgenössisch ist es, ältere weibliche Künstlerinnen zu entdecken. So scheinen die in den 70 Jahren entstandenen Fotoporträts von Jane England nicht in diese Zeit zu gehören, nein, so viel Vergängliches mit mondänem Unterton gibt es heute nicht mehr. Vorgestellt wurden die Arbeiten von der Londoner Galerie ANCIENT & MODERN.

Die Brüsseler Galerie Waldburger stellte die 1941 geborene und in Kalifornien lebende Künstlerin Lynn Hershman Leeson vor. Sie gehört zu den ersten Künstlerinnen, die in ihren performativen Auftritten mit Verkleidungen und theatralischen Elementen gearbeitet haben. Gespannt sein darf man auf ihre große Ausstellung 2014 in ZKM Karlsruhe.

Begleitet wurde „Hotel International“ von einem Film- und Videoprogramm, zusammengestellt von eingeladenen Kuratoren. Moritz Wesseler, neuer Direktor des Kölnischen Kunstverein zeigte hier etwa den herausragenden neuen Film „Der Totenkopf; das internationale Symbol der Idioten“ von Henning Fehr & Philipp Rühr.

Ein wahrlich gelungenes Wochenende für alle Beteiligten, das auf seine Fortsetzung wartet.


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